Hans Werner
Vor dem Einschlafen
Bevor ich in den Schlaf versinke,
denk ich an den vergangenen Tag,
es kommt mir vor, als ob ich trinke
und prüfe, was mir schmecken mag.
Und wie ich in den Stunden wühle
vom Morgen bis zur frühen Nacht,
spür ich noch einmal die Gefühle,
die dieser Tag mir eingebracht.
Noch einmal fühl ich jene Mauer,
die mich von andern Menschen trennt,
und spüre dann die leise Trauer,
die über meinem Herzen brennt.
Und wieder schau ich in die Augen,
die mich so bittend angesehen,
wie gern wollt ich an ihnen saugen
das Salz aus ungesagtem Flehen.
Und vor mir zittern diese Hände,
die hilfesuchend ausgestreckt,
als ob ich gar nichts bei mir fände,
halt ich die meinen tief versteckt.
Dann spüre ich ein Unbehagen
an meines Wesens Nüchternheit
und würde gern die Seele fragen:
musst du so sein für alle Zeit?
Du lebst in deinen engen Schranken,
dienst deinem unbedachten Glück,
und lauschst den eigenen Gedanken,
als wär'n sie göttliche Musik.
Doch nach und nach vergeht der Kummer
und löst sich auf wie weicher Schaum,
unmerklich kommt ein tiefer Schlummer
sanft über dich, du spürst ihn kaum.
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hans Werner).
Der Beitrag wurde von Hans Werner auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.08.2011.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).