Hermann Braun
Die Nächste, bitte
Aber meine Dame
„Sie, rauchen Sie und trinken Sie,
haben Sie Geschlechtsverkehr?“,
hört sie süffisant ihn fragen,
"oder lange schon nicht mehr?“
„Aber, Sie, mein lieber Doktor“,
und sie nahm ihn ins Visier,
„wissen Sie, was Sie da sagen,
oder könn’ Sie nichts dafür?“
Und er verlegen und aschfahl,
aber profihaft, gekonnt:
„Muss ich wissen, ist normal ,
und auch das, was danach kommt!“
„Aber, Sie, mein lieber Doktor“,
fing sie laut zu zetern an,
„das ist mir viel zu persönlich.
Nein, das geht sie gar nichts an.“
Plötzlich kriegt er was zu hören,
was er lange nicht gehört:
Rauchen käme nicht in Frage,
weil das doch beim Küssen stört.
Auch das Trinken sogar, sagt sie,
habe sie sich abgewöhnt.
„Aber nicht den …", sagt sie, "Doktor“,
wobei sie laut lustvoll stöhnt.
Plötzlich war ihm angst und bange,
wie davor schon lange nicht.
Und so stockt ihm fast der Atem,
als er hört, was sie da spricht …
„Aber, aber, du da, Doktor,
ging ich dir jetzt gar zu weit?
Hab ich etwas falsch verstanden?
Du, wenn ja, dann tut‘s mir leid!“
Ja, das Leben ist oft heikel,
immer wieder, ganz bestimmt,
wird der Mann dann missverstanden,
weil er sich vorbeibenimmt!
Und so geht sie niemals wieder,
nicht zu dem da, in der Tat.
Nicht einmal mit vierzig Fieber,
der ihr da zu nahe trat.
© HB/17.9.2011
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.08.2011.
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