August Sonnenfisch

Eigene Gedanken

 


Eigene Gedanken
________________________________________________________________________


(1)

"Im Anfang erschufen die Götter Himmel
     und Erde."
      
(1. Mose 1,1)

Die Götter erschufen sie: und sie war.

(2)

Moderne Autoren aber verdoppeln
lieber, was ohnehin ist.
Darüber zu denken,
überlassen sie lässigerweise
 ihren Lesern:
ihr Publikum
dürfe - könne - solle
zu ihren puren Reportagen
seine Lesergedanken in aller Freiheit
sich machen:
große oder kleine Gedanken
oder auch keine!

Die Leserschaft ist mithin geladen,
das rohe Fleisch
solcher Reportagen
mit Fleiß zu verarbeiten:
auf dass würzige
Würste entstünden!

Doch auch die Leserschaft geizt
mit Gedanken aus
ihrem inneren Genius -
lässt sie sich geistig doch lieber
bevattern und bemuttern
vom Theaterdonner persönlicher
Geschichten aus dem Gestern ...
lässt sie sich geistig
doch lieber versorgen vom
Laufsteg kopfgeborener
Vorgaben
für das Morgen ...
lässt sie sich geistig doch lieber
belagern und besetzen
von der
Invasion fremder Gedanken
frei Haus,
tagein tagaus!

Gleich der Stubenfliege am
Fliegenfänger,
haften wir an allerlei schon gedachten
Gedanken -
auf Leben und Tod:
an fraglos übernommenen Gedanken
der äußeren wie
der inneren Welt.

Noch wären den Menschen dieser Tage
ureigne Gedanken ein Zuviel
der Courage,
ein Zuviel des Bemühens,
wären den Menschen dieser Tage
 ureigne Gedanken
aus ihrem inneren Genius
Frevel und Luxus gleichermaßen!

(3)

So dümpeln Autoren wie Leser
wieder und wieder vor sich hin
in den vorgedachten Tümpeln
eines Laissez=Faire.
Ohne dies in vollem Bewusstsein
zu bemerken!

So treiben Autoren wie Leser
wieder und wieder dahin
in den machtvollen Strömungen
unüberprüfter Gedanken
wie Treibholz in reißenden Gewässern -
ohne dies in vollem Bewusstsein
zu bemerken!

(4)

Zum schöpferischen Denken  
und Bedenken aber
bräuchten Leser wie Autoren
ein Sehnen
nach der Stille ...
bräuchten Autoren wie Leser
einen Willen zu eig'nen
Expeditionen ...
bräuchten Leser wie Autoren
die Stirn,
Offensichtliches zu bemerken!

Zum schöpferischen Denken  
und Bedenken
bräuchten wir
den Mut des faustischen Menschen in uns!




______________________________________________________________________________

(c)  August Sonnenfisch, 5. November 2009 ff





 

Theodor Adorno in "Minima Moralia",
Suhrkamp-Verlag 1951:
....................................................

"Indem die lntellektuellen sich überhaupt noch das Denken gestatten gegenüber der nackten Reproduktion des Daseins, verhalten sie sich als Privilegierte, indem sie es beim Denken belassen, deklarieren sie die Nichtigkeit ihres Privilegs."

(a.a.O. Seite 24 in "Antithese")

"Der Wert eines Gedankens misst sich an seiner Distanz von der Kontinuität des Bekannten. Er nimmt objektiv ab mit der Herabsetzung dieser Distanz -
je mehr er sich dem vorgegebenen Standard annähert, um so mehr schwindet seine antithetische Funktion, und nur in ihr ... liegt sein Anspruch begründet."

(a.a.O. Seite 99 in "Lücken")
August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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