Inge Offermann

Am grauen Seineufer

Die Clochards von Paris,
sie hocken und liegen
auf schmutzigen Steinen,
die Flasche neben sich,
starren in die trüben Fluss.
Sein Schlamm gleicht ihrem Dasein.
Ihre Stadt: stumpfe Gleichgültigkeit,
gerahmt in graues Gemäuer,
schlafend in düsteren Winkeln
trister Straßen.
 
Sie fragen nicht:
Fluss, woher kommst du?
Wohin fließt du?
Sie fragen nichts mehr.
Regen durchnässt
ihre abgetragene Kleidung,
an der Straßenstaub haftet.
Sie blicken wässrigen Auges
zum blauen Himmel.
Die Sonne wärmt
ihre roten Gesichter.
Die poröse Haut
wärmt der Alkohol.
Der Morgen beginnt zitternd,
die Nacht mit blaukaltem Atem.
 
Manchmal blitzt eine Illusion
durch den Nebel ihrer Gedanken,
verebbt  im blauen Dunst.
Wer sind sie, woher kommen sie?
Manche haben es schon vergessen.
Ihr Leben gleicht nur noch
dem Pfeiler einer abgebrochenen Brücke.
Warum stürzte die Brücke ein?
War die Gesellschaft daran schuld
oder ihr gescheiterter Wille?
Sie halten Reden
vor amüsierten Zuschauern,
Reden, die ihren Faden verlieren,
sie das Strandgut am grauen Quai.
 
Vielleicht sind sie dankbar
für ein Obdach in der Nacht,
vielleicht nehmen sie es nur hin.
Sie sind der blinde Spiegel
einer ausgehöhlten Gesellschaft,
das sichtbare Ende im Alkohol.
Was würden sie in dieser
Situation ohne Alkohol anfangen?
Auch vor sich hindämmern
oder sich gegen ihr
hartes Geschick aufbäumen?
Wer weiß das?
Sie wissen es nicht.
Außenseiter bleiben sie,
eine Frage, ein Problem?
Es reicht lange zurück,
wo liegen die Wurzeln?
 
Sie schlafen auf der Parkbank,
am Boden, unter den Bäumen.
Sie stochern im Müll nach Brot
und betteln um Geld …
Heute haben sie Hoffnung.
Und Morgen?

© Inge Hornisch

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