Hans Werner
Herbst
Die Blätter fallen und treiben
in hastiger Flucht vor dem Wind
zu ihren toten Schwestern am Rand
des Bürgersteigs. Ein Kind,
das die Mutter verzweifelt sucht,
kommt über die Straße gerannt,
es ist allein und will es nicht bleiben.
Hoch oben auf den Eisendrähten,
die rings Häuser mit Strom versorgen,
sitzen kühn die sturmumwehten
Krähen, und halten Rat, ob morgen
oder übermorgen sie einen Leichenzug
begleiten sollen zum übersäten
Hof der Toten. Gerade schlug
die Turmuhr dumpf und dröhnend
ihre sieben finstern Schläge.
Vom Krankenbett erhebt sich stöhnend
der alte Mann, denn allzu träge
schlägt ihm das Herz: sich lehnend
an den Arm der Tochter geht er hinaus
zum Zimmer. Ein kurzer Schmerz,
sein Licht ist aus.
Schwarz und feierlich sie ziehen
andern tags zum Feld hinaus:
der alte Mann hat alle Mühen
seines Lebens überstanden.
Im Geleit der Freunde und Bekannten
fährt er hinaus ins enge Haus,
am Wegrand aber rote Astern blühen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.10.2011.
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