Anette Esposito
Im Schein von heiler Welt
Ich stehe hier im Schlafanzug, im Schein von heiler Welt.
Der Regen an die Scheibe klopft, ich hab ihn nicht bestellt.
Noch liegen Träume greifbar nah, ich lasse sie nicht los.
Wie gern würd ich mit ihnen fliehn! Wie mache ich das bloß?
Gedanken wüten sorgenvoll und drehen sich im Kreis.
Zum Schweigen hat man mich verdammt, man nichts von ihnen weiß.
Ein Lächeln hab ich aufgesetzt, es steht mir wirklich gut.
Mein Spiegelbild sagt mir „Hallo! Du schaffst das doch, nur Mut!“
Ich mime Stärke, zeige Mut. Nichts schafft mich, kriegt mich klein.
Die Maske hab ich aufgesetzt. Sie strahlt in hellem Schein.
Doch hinter ihr, man ahnt es nicht, verborgen, steht mein Ich,
verletzbar, ängstlich, mutlos, klein und lässt mich nicht im Stich.
Man zählt auf mich, erwartungsvoll, und findet das normal.
Den Schein zu wahren gilt es nur. Was andres wär fatal.
Nach außen hin steht heile Welt, egal um welchen Preis.
Es geht uns gut, uns fehlt‘s an Nichts, wie jeder sieht und weiß.
Die Arbeit geht mir von der Hand, Routine macht mich fit.
Im gleichen Trott der gleiche Wahn hält täglich mit mir Schritt.
Für jeden sichtbar: heile Welt. So muss es schließlich sein.
Ich bin erkaltet, ausgebrannt, fühl leer mich und allein.
Ich mime Stärke, zeige Mut. Nichts schafft mich, kriegt mich klein.
Die Maske hab ich aufgesetzt. Sie strahlt in hellem Schein.
Doch hinter ihr, man ahnt es nicht, verborgen steht mein Ich,
verletzbar, ängstlich, mutlos, klein und lässt mich nicht im Stich.
Doch träume ich und hoffe noch auf mehr als, was ich hab.
Die „heile Welt“ in der ich bin beengt mich wie ein Grab.
Und abends dann, wenn alles schläft, leg ich die Maske hin.
Ich geb mich frei dem Spiegelbild und zeig ihm wer ich bin.
Bin ohne Stärke, ohne Mut, verletzbar, ängstlich, klein.
Ich würd so gern mit Träumen fliehn, so gerne anders sein.
Doch leider bin ich, wie ich bin, und spiele heile Welt.
Versuche alles, geb mich so, dass jedem es gefällt.
Ich mime Stärke, zeige Mut. Nichts schafft mich, kriegt mich klein.
Die Maske hab ich aufgesetzt . Sie strahlt in hellem Schein.
Doch hinter ihr, man ahnt es nicht, verborgen, steht mein Ich
verletzbar, ängstlich, mutlos, klein und lässt mich nicht im Stich.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.10.2011.
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