Früher Vogel fängt den Wurm

Alle kannten sie.
Die Kollegin.
Die aus München stammte.
Mit dem bayrischen Akzent.
So niedlich!
Wenn sie fluchte.
Dann lachten sie oft Tränen.
Die Kollegen.
Und wenn die Münchnerin.
Die Sprüche des Vaters hervor klaubte.
Dann bog sich die Belegschaft.
Früher Vogel.
Fängt den Wurm!
War so einer.
Wenn man sie fragte.
Warum sie.
So früh in die Arbeit kam.
Immer.
Früher Vogel!
Sie schien es ernst zu meinen.
Treuherzig der Blick.
Und die Kollegen.
Sie lachten laut.
Stießen sich an.
Und amüsierten sich.
Königlich…
 
Manchmal.
Da lachten die Kollegen nicht nur.
Nein.
Sie riskierten auch Seitenblicke.
Und stierten der Kollegin.
In den Ausschnitt.
Und die Kollegin.
Sie hatte viel zu zeigen.
Sehr viel.
Seit ihrer Brustoperation.
Da bekamen sie oft.
Feurige Augen.
Die Kollegen.
Und manch einer.
Der hätte tiefer gegriffen.
Gerne.
Ein Abenteuer.
Das wäre sie schon Wert.
Die Kollegin.
Aus bayrischen Landen.
Und mancher rätselte.
Welches Sprichwort.
Aus Vaters reichem Fundus.
Sie dann hervorgezaubert hätte.
Nach dem Koitus.
So wurde viel gelacht.
Über die Kollegin.
Und noch mehr gegeilt.
Ein bisserl was…
Geht immer!
Oder?
 
Auch die Münchnerin.
Sie lachte mit.
Mit den Kollegen.
Ihre Ausschnitte.
Wurden immer tiefer.
Und an manchen Tagen.
Da vermisste sie sogar einen BH…
Mit einem Donnerschlag.
Endete die Idylle.
Die so harmlos erschienen war.
Und so traut.
Die nette Kollegin.
Sie flog aus der Firma.
In hohem Bogen.
Der frühe Vogel.
Der fängt den Wurm.
Hatte sie doziert.
So gern.
Und darum.
Hatte sie ganz früh.
In der Firma.
Lebensmittel gestohlen.
Kaffee.
Milch.
Zucker.
Sich im Kühlschrank bedient.
Und in die Kaffeekasse gelangt.
Aber es war aufgeflogen…
Und so bieder.
Und so einfach gestrickt.
Sie auch schien.
Sie hatte es faustdick.
Hinter den Ohren.
Den frühen Vogel.
Hatte sie so gern zitiert.
Aber gemeint.
Da hatte sie wohl die diebische Elster…
 
Vivienne
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