Alexander Löblein
Ikarus versinkt
Deine Gedärme, die sich beim Aufprall aus deinem Körper lösten,
tauchen dir nach:
eine späte Geburt, ein drängendes Wissen halten sie fest;
da sie im Schatten ihrer selbst noch von
der Zeugung wissen,
deren Vorgeburt du warst.
Wie einst du selbst im Urmeer deiner geblähten Mutter
nach Klängen suchtest, deren heitere Strenge
durch ihre gedehnte Himmels-Wölbung drangen;
Und im Aufjauchzen, Aufschrei der gequälten Gebärerin
schüttelt ein Blutbad dich in die Welt.
Kein anderer als du warst in den tiefen weiten geborgen und
verloren in der Sehnsucht deiner qualvoll
Gepeinigten , die ursuppengleich
dir deinen Atem in die Finsternis deiner Seele rief.
Ihr Schrei verstummt wächsern, während du dich anschickst
eine Zeile an das Lied von Generationen zu setzen,
deren Sehnen Trachten
auf dein geringeres Atmen abzielt.
Schließlich auch du, mein Sohn,
fielst in die Tiefe deiner selbst zurück,
lange, an einen dumpfen letzten Schrei,
ja Atemzug dich festreissend
fortgerissen.
Über dir schließen sich die Fluten,
Du tauchst hinab in die Schwärze
des Vergangenen und über dir
schweben Federn in der Sonne,
der Allgebärerin und lächeln dir zu.
Dein Blick schleicht nach oben,
Lider senken sich vor deinen Augen
und wie Suppenaugen schwimmen wächserne Flecken
auf der Oberfläche des Meeres, das dir
deinen Tod vorbehalten hat;
wie auf der Rindssuppe, damals
in kretischen Verliesen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2011.
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