Inge Offermann
Schneeglöckchenring
Kreisförmig reihen sich
weiße Frühlingsflämmchen
zwischen Januargras
um eine hohe Fichte.
Im steingefassten Quadrat
daneben ducken sich
gelbe Stiefmütterchen
in Laub und Efeu.
Kastanienäste malen
späte Schatten auf den Weg.
Hier und da Grablichter
zwischen Gedenksteinen,
Heidekraut, Christrosen
und Silberblatt.
Verfroren äugen
Gänseblümchen
in den Nachmittag.
Am Bach neben der
Friedhofsmauer
hängt Haselgold
als erster Baumschmuck.
Gelber Staub rieselt zu
treibenden Blättern
in dunkles Wasser.
Wie Zuckerstückchen
glänzen die Eissplitter
gefrorener Pfützen.
Als rote Scheibe
versinkt die Sonne
am Waldrand.
Nestgleich die
Mistelbüschel
an Erlen und Pappeln.
Krähen wirken wie
Scherenschnitte
in einer alten Eiche,
verschmelzend mit
knorrigen Ästen.
Tief hängen gelbe
Weidensträhnen
in den trüben Bach,
vielleicht schmückt
sie Nachtfrost
mit Eisperlen.
Ein Tag zum Verlieben,
beginnend mit Goldhauch und
Sonnenschimmer, endend
mit Schneeglöckchen
und feinem Abenddunst
im flüsternden Röhricht.
Abendsonne spiegelt
sich in Dorffenstern.
Die Kälte zieht an,
Licht fließt sanft in
Dämmerblau über.
Ein Tag zum Verlieben,
wäre ich es nicht schon lange.
Wer heute die Liebe erfährt,
wird die goldenen Stunden
des Kennenlernens
in Erinnerung behalten.
Wer schon liebt,
wird sich der ersten
Stunden entsinnen.
Vielleicht war es ja
ein goldener Januartag
wie dieser im Zauberring
der Schneeglöckchen.
© Inge Hornisch
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.01.2012.
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