Madeleine Staible
Winter
Wohlig weiße Winterkälte weckt in mir die schwarze See.
Wie weißer Winterzucker wüten wirbelnd wilde Flocken.
Wie wenn wohlig kühle Engel ihre kalten Flügel spreizen.
Wo warten wilde Waldquellen, wenn Wasser weißem Eise weichen?
Wie Wolle webt die weiße Wattedecke winterlichen Todeschmerz.
Die Eiszapfen bohren sich in die Haut.
Aus Weiß flieht roter Quell des Lebens.
Färbt Diamanten zu Rubinen.
Jede Bewegung, jeden Ton und jedes Leben
saugt die schneebedeckte Landschaft in sich auf.
Die Schwarze See schwelt schwül in meiner Seele.
Schwebende Schatten stoßen starre Stacheln
schweflig stinkenden Seelenschmerzes in meine brennende Brust.
Die pechschwarze See brodelt und brennt.
Sie blubbert und siedet, sie stinkt wie verfault.
Doch der düstre Dornenregen durchdringt nicht
die dunklen Dünen destillierten Weltschmerzes.
Mein Schrei bleibt ungehört, verschluckt
von der weißen weichen Wattedecke
winterlichen Wasserwaldes.
Die Quellen versiegt in der Landschaft.
Die Quellen meiner Augensterne versiegt.
Die Quelle kochenden Weines aus meinem
Herzen – sie schweigt.
Bleibt einzig die schwarze See im weißen Wintergewand.
Kühle Engelsflügel schützend über mir.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.02.2012.
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