Vor dem Brunnen steht ein Mann,
ist gefangen von seinem Bann,
will hinab sehen und erkennen,
muss sich doch vom Leben trennen.
Er sieht in den tiefen Schacht.
Was hat er sich bloß gedacht?
Legt all seine Kleider hernieder
und singt seine Freiheitslieder.
In Stille greift er an die alten Steine,
es zittern seine schwachen Beine,
hält sich fest und wagt den Blick,
will sich sichern, doch fehlt der Strick.
Einsam steht er vor dem Brunnen,
in ihm kämpfen seine Hunnen,
er will den Kampf zu Ende bringen,
will nicht mehr mit sich selber ringen.
Drum steht er vor dem feuchten Loch
und sagt zu sich: nun springe doch.
Er will sich in die Tiefe stürzen,
sein Elend so verkürzen.
Sterben liegt ihm nicht im Sinn,
was er sucht ist Neubeginn.
Er muss das Wasser spüren,
muss seine Ängste berühren.
In der Enge sucht er Freiheit,
mit dem Wasser die Einheit,
im Brunnen gefangen,
um sich selbst zu bannen.
Auf dem Brunnen stehend,
zu seinem Gotte flehend,
nimmt er nun den letzten Mut
und springt in die enge Flut.
Nackt, allein und fast erfroren,
wird er zu neuem Leben auserkoren.
Seine Hunnen sind vertrieben,
einzig er ist zurückgeblieben.
Aus dem Wasser schöpft er Kraft,
die er braucht für seine Leidenschaft.
Er zersprengt die Mauern und
wird nie mehr trauern.