Wally Schmidt
Erinnerung
Es war, als ob bald Weihnacht' waer. Ich trug ein Paeckchen hin und her.
Es war das reinste Wunderding, war stets dabei, wohin ich ging.
Erst war es klein. Dann wurd es gross. Was war denn mit dem Ding bloss los?
Die Spannung war nicht zu ertragen, und immer wieder musst' ich fragen,
seit wann ein Paeckchen boxen kann. Ich sprach darauf mit meinem Mann.
Er sagte mir: „Mach's endlich auf, ich bin doch so gespannt darauf .“
Als dann ein Tag in Gold erstrahlte, die Natur die schoensten Farben malte,
der Herbst so zog von Haus zu Haus, da packte ich das Paeckchen aus.
Ein solches von der Post gebracht, hat schneller man doch aufgemacht!
Bei meinem braucht' ich sehr viel Kraft, doch irgendwann dann war's geschafft.
Was wir dann sah'n, war kaum zu fassen, der Vater rief's in alle Gassen:
„Hurra ich hab' ein Toechterlein! Ein huebsches Ding und, ach so klein.
Wie ein Pfirsisch rund und schoen ist das Gesichtchen anzuseh'n.“
Ein Baertchen zierte beide Wangen- damit wusst ich nichts anzufangen-
ein gold'ner Flaum von kleinen Haerchen, genau wie bei 'nem Teddybaerchen .
Nach ein paar Tagen war das weg, und ganz umsonst der grosse Schreck.
Die Fingerchen so zart und klein, sie konnten fast ein Streichholz sein.
Zwei blaue Sterne gross und rund und ein kleiner Kindermund,
die Oehrchen niedlich anzuseh'n! Wir stellten fest: „ Das Kind war schoen!“
Ach wie ist das alles weit, und wie vergeht so schnell die Zeit!
Wie war ich damals herrlich jung, jetzt leb' ich von Erinnerung.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.04.2012.
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