DIE KALTE SOPHIE

      

                





Ein Mädchen des dritten Jahrhunderts,
als Christin wurde sie umgebracht.
Eine Märtyrerin, wen wundert’s,
wurde immer mit Verehrung bedacht.
 
Sie wurde zu einer Eisheiligen,
hinter Pankraz, Servaz und Bonifaz.
Doch ohne dich erst zu langweiligen,
man weiß nicht viel von ihrem Einsatz.
 
Ihr Ehrentag ist der 15. Mai.
Nach altem Volksglauben ist das der Tag,
nach dem es nicht mehr frostig sei,
was die kalte Sophie beeinflussen mag.
 
Als Sophie von Rom war sie einst bekannt,
Glaubensverfolgt bis zum Untergang.
Ernteerfolg der Feldfrüchte im Land,
ward ihr einzig Hilfsressort schon lang.
 
Die Sophienrauke erhielt ihren Namen,
die als Pflanze gänzlich unscheinbar.
Reliquien, die zusammen kamen,
verstreut in der Welt, ganz wunderbar.
 
Nicht viel bedeutet die arme Sophie,
nur heilig ist sie auf jeden Fall.
Abgeschlachtet wie ein armes Vieh,
ein Lebensopfer für Rauch und Schall.
 
So schwebt sie jetzt an Maientagen,
als kühle Sternenfee weit umher.
Ihr Kuss wird manchen Bauern plagen,
kalt war man ja auch zu ihr doch sehr.
 

In manchen Gegenden glaubt man sogar, dass sie
verheiratet war und Kinder hatte, also so kalt wird
sie dann nicht gewesen sein.