August Sonnenfisch

Der Zauber eines Gastgartens



 

  Der Zauber eines  Gastgartens

 

Sonnabend Abend.
Vorsommersonne.
Sinfonien der Winde in den
Baumwipfeln auf
den Höhen des Tales.
Improvisationen der Elementarwesen
der Lüfte
in ehr-
würdigen Bäumen.

Unversehens läuten
Glocken:
Abendglocken
kirchlicher und weltlicher Türme
des Städtchens
dort unten am Fluss.

Windkapriolen und Glockenakkorde
in den Zwillingen -
zwei Wochen kaum noch bis
zum Sommersonnenzenit.

Doch am heutigen Abend
erwarten die Menschen mitnichten
Ereignisse des Kosmos
mit seinen
Sonnwendfeuern hienieden -
sie lechzen zur
Stunde nach einem
PUBLIC VIEWING!

Eine öffentliche Belanglosigkeit
für die Horde,
die sich mit Torheit umgarnt
und in Trance gegaukelt:
erhofft sie sich doch
von den Drogen solchen Spektakels

frisches Blut für die
Kobolde und
Geister ihres Lebens

Erwartet artistische Künste
ihrer vergötterten Kicker!
Und helden-
hafte Siege
dieser steinreichen Stars!

Pekuniäre Nachfahren
eines Krösus, die an
diesem Sonnentag wiederum

gnadenlos gegen-
einander konkurrieren und kämpfen:
ich oder du oder ich:
wer obsiegt
- wer unterliegt?

Triumphale Tänze und Taumel
für die Obsiegenden
- Schmerz und Schande den
Geschlagenen!

Schmachvoll verschleuderte oder
geistgegenwärtig
zelebrierte Kreationen,
vergeudete oder
vollbrachte Exekutionen!
Im Miteinander
eines Gegeneinander!

Ich aber sitze als ein
leselustig schreibefreudiger
Jünger der Muße
in diesem stillen
Gastgarten auf
den Höhen dieses Tales -
jenseits der Gespenster von Prognosen
und Tabellen, jenseits vom hitzigen
Kriegsgeschrei der
Flaggen und Vuvuzelas -
allein mit der Abendsonne, mit den Glocken,
mit den Winden
und mir selbst.

Der einzige Gast
der Wirtsleute zu dieser Stunde
vorsommerlichen Zaubers!

Und kaum ist die Fülle der Geläute
verklungen, jubilieren
auch schon die
Gefiederten
in der Inbrunst sommerlicher
Wonne und Lust! 

​Die Schatten des Laubwerks tanzen
auf meinem
Tisch, die Höhenwinde
spielen in meinem Haar und
streichen mir
über Wangen und Arme.

Ich lausche und schaue
und ich bin.
​​​In der Fülle dieses
Sonnabendabends auf
den Höhen
dieses Tales.







August Sonnenfisch, 9. Juni 2012 ff

Es werden viererlei von sogenannten Elementarwesen unterschieden:
SYLPHEN sind Luftwesen,
UNDINEN Wasserwesen,
SALAMANDER Wärmewesen,
GNOME Erdwesen.




 

Unter der Überschrift: "STEINZEITMENSCHEN IM STADION"
lese ich am 9. Juni 2012,
in der Stuttgarter Zeitung auf der Seite V4,
in einem Interview mit einem Volker Tschuschke
(einem Professor für
Medizinische Psychologie in Köln):

"Auf einer symbolischen Ebene betrachtet,
ist Fußball eine Art Ersatzkrieg.
Dazu kommen die Jagdinstinkte,
die nach wie vor in uns stecken.
Rollt irgendwo der Ball, dann muss man dem hinterherjagen ...
Der Fußball befördert die Regression in der Masse:
eine emotionale Primitivierung
innerhalb der Menge:
ein Rückschritt auf ein kindlich unreifes Niveau ...
Der Fan teilt die Welt ein in 'Gut' und in 'Böse':
hier sind 'Wir', dort sind 'Die Anderen',
die es zu besiegen gilt ...
Da pilgern gestandene Familienväter ins Stadion
und lassen den Alltag hinter sich.
Alle 'erwachsenen' Sorgen und Einschränkungen
und Rücksichtnahmen und Abwägungen
fallen von ihnen ab und
sie schreien sich statt dessen
die Seele aus dem Leib.
Das ist für Stunden entlastend -
doch zugleich fixiert es auf das
Konkurrenzdenken und Konkurrenzfühlen
ebenso wie auf das
Hierarchiedenken und Hierarchiefühlen ...
Dass überwiegend Männer sich dem Fußballkonsum hingeben,
führe ich auf das destruktiv-aggressive
Rollen-Potential im Mann
in dieser Zivilisation zurück,
welches vom Fußballwettkampf befördert wird
und welches höher zu sein scheint als bei unseren Frauen."

Im Gegensatz zu dem oft regressiven Verhalten der Fans,
finde ich die Trainer
der Fußball-Elitemannschaften
bei ihren Pressekonferenzen nach den Wettkämpfen
oftmals objektiv und selbstkritisch und fair:
sie sind in der Lage, den Gegner anzuerkennen
in seinen Leistungen
und ihm auch zum Erfolg zu gratulieren.

Dennoch frage ich mich,
weshalb es noch immer zum Wesen
des landläufigen Sports gehört,
gegeneinander zu konkurrieren -
selbst im Tanz- und im Konzertbereich
finden ja Konkurrenzen statt! -
gäbe es doch durchaus die Möglichkeit, Kooperationsspiele zu spielen!
Womit aus dem Kampf (Krieg) ein SPIEL
im Schiller-schen Sinn würde:
"Der Mensch spielt nur da, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."
('Über die ästhetische Erziehung des Menschn', 15. Brief)

In unseren Gesprächen hätten wir dann
statt des Streitgesprächs,
in welchem ein jeder nur Recht haben will,
den sokratischen DIALOG -
der noch immer ein Schattendasein in unserer Zivilisation führt.
August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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