Wolf-Rüdiger Guthmann

Paul und Pauline-Teil 2

Paul  und Pauline, das Spatzenpärchen,
sind wie Prinz und Prinzessin im Märchen.
Ob es sonnig ist, ob Sturm,
er bringt ihr täglich einen Wurm.
Flüstert ihres Namens Silben,
durchsucht ihr Gefieder nach Milben.
Bricht dann erst der Regen aus,
sitzt er schützend vor dem Haus.
Kein Tropfen darf das Nestchen spülen
oder gar empfindlich kühlen.
Denn Pauline hat den Hintern bewegt
und zwei Eier ins Polster gelegt.
Sie ist jetzt Tag und Nacht beim Brüten,
Paule muss das Haus behüten.
Soviel ich horch, ich kann nichts hören,
drum will ich sie auch gar nicht stören.
Es dauert nun so seine Zeit,
indes erzähl ich Zeitvertreib.
Als der Paule einst geboren,
hat der Umwelt er geschworen,
er bliebe stets ein freier Mann
und zeige den Weibern, was er kann.
Mit einer Junggesellenbande
hauste er am Friedhofsrande.
Dabei einst ein Wellensittich mit  weißen Ohren,
doch der war im Frühjahr erfroren.
Kam ne Spätzin mal vorbei,
schreckte sie bei dem Geschrei.
Ihr war zwar nicht zum Lachen,
doch ließ sie alles mit sich machen.
Bei dieser Männer-Überzahl
blieb ihr keine andre Wahl.
Sie hat sich später aufgeregt,
als sie erneut ein Ei gelegt.
Paule war bei diesem Spiel
anfangs ohne Plan und Ziel.
Später hat er sich zu letzt
in s gemachte Nest gesetzt.
Er verfluchte das Rumfliegen
und blieb dann bei der Nächsten liegen.
Paulexa, Pauls erste Frau,
war nicht sehr besonders schlau.
Bevor begann ihr Eier legen,
wollte sie sich noch bewegen.
Auf dem Hof der Wasserhahn
hatte es ihr angetan.
Sie konnte dort auf dem Sterngriff hocken
und mit dem Hund ein Weilchen zocken.
Der hat nämlich, gepresst und rund,
Trockenfutter, fast ein Pfund.
Er liegt nur immer dicht davor
und hat im Schlafe selbst ein Ohr.
Doch dreimal täglich geht er fort,
schnuppert sich von Ort zu Ort.
Paulexa schon die Zunge hing,
wenn sie nur dachte an so n Ring.
Lange hat sie seelisch nur genossen,
doch dann war sie fest entschlossen.
Sie wollte heut nen Ring stibitzen
und sah doch nicht die Katze sitzen.
Die lag auf dem Zwingerdach
und hörte jedem Flattern nach.
Als Paulexa schwer beladen
mit dem Ring auf  Heimflugpfaden,
ließ das Katzentier die Krallen
auf den armen Flieger fallen.
Zusammen mit Mäusen und Ratten
durfte ich sie am Feldrain bestatten.
Ich sah Paule auf dem Zaunpfahl kauern
und um seine Liebste trauern.
Doch am Tage Nummer zwei
flog Pauline dann vorbei.
Auch ihr Mann war gerade umgekommen,
doch sie hat sich ein Herz genommen.
Sie wollte nicht mehr weiter trauern,
der Sommer könnt nicht lange dauern.
Sie brauchte Nachwuchs schnell im Nest,
die Natur legt es so fest.
Sie dachte: „Für Paule würd ich sterben,
doch lass ihn ruhig etwas werben.“
Und so begann einst die Geschicht,
die jetzt vorliegt als Gedicht.
Doch es fehlt noch, wie im Roman,
alles über Paulus, den ersten Mann.
(Und hör und seh ich Neues hier,
bring ich schnell es zu Papier.) 

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