MORGENWANDERUNG

Die alte Alm liegt noch im Schlafe.
Der Frühtau ziert das saftig Grün.
Der Bach im Tal singt mir die Weise
vom  „In der Frühe bergwärts ziehn.“
 
Und während ich den Bergschuh schnüre,
umzingelt mich der Duft vom Heu.
Der Nachbar melkt schon seine Kühe,
am Waldrand huscht ein Reh vorbei.
 
Den Rucksack auf die breiten Schultern
und los geht es mit strammen Schritt.
Ich wär ja gern mit dir gegangen
doch du schläfst tief und kommst nicht mit.
 
Der Weg ist steil, doch voller Wunder.
Die Wunderwelt der Bergnatur.
Geh es gemächlich an und schaue,
was sie dir zeigt in Wald und Flur.
 
Der Morgentau am Spinnennetze
ist wie ein Bild von Meisterhand.
Bestaun die Welt am frühen Morgen,
jedoch bestaun sie mit Verstand.
 
Gen Osten zieh ich hin des Weges.
Da - plötzlich winkt die Sonne mir.
Dem Tessenberg scheint sie entsprungen
und wird des Tages schönste Zier.
 
Der Frühtau wird zu Silbertropfen,
eh er vom Halm zur Erde sinkt.
Und mystisch dampft es aus den Wipfeln -
welch Schauspiel mir der Morgen bringt.
 
Entlang des Weges Himbeerstauden,
der Almrausch ist schon fast verblüht,
ein Fliegenpilz strahlt in der Sonne,
ein Bussard seine Kreise zieht.
 
Welch Wasserspiele dort am Felsen,
der Bach lädt mich zur Pause ein.
Auf einem Stein sein Nass genießen,
gehört für mich zum Glücklichsein.
 
Erfrischt geh´ ich des Weges weiter,
für mich ist er das wahre Ziel,
denn Wandern in der schönen Bergwelt
bedeutet mir unendlich viel.



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