Jürgen Berndt-Lüders
Lehrer's Liebesspiele
Irene von Mölsen ist Lehrerin beim
Von- Goethe-Gymnasium in Hildesheim.
Erst gestern gestand ihr ein Referendar
dass er schon seit Wochen verliebt in sie war.
Und dieses Geständnis kam ihr grade recht
Weil sie, eh sie alt ist, noch heiraten möcht’
„Mein Lieber“, sagt sie, „mich macht unendlich stolz,
dass sie (und sie sind aus dem richtigen Holz),
in meiner Person auch die Richtige wählen,
drum hoffe ich sehr, ich kann voll auf sie zählen:
Sie schreiben heut Nacht, ob sie woll’n oder nicht
ein meiner entsprechendes Liebesgedicht.“
Der Mann, er studierte wohl Biochemie,
war auf diese Aufgabe stolz wie noch nie.
„Irene, du Kleene, ich schmelz’ vor dir hin.
Mein Körper baut massenhaft Oxitoxin,
Mein Serotonin und mein Adrenalin,
die basteln im Hirn den vortrefflichsten Spleen.
Entwickelt nun noch dein Ovar Östrogen,
so kann mit uns beiden ein Wunder geschehn.“
„Mein Körper“, sagt sie „funktioniert noch recht gut,
doch eines bringt mich doch schon ziemlich in Wut.
Denn Oxytozin wird ganz anders geschrieben,
den Mann, der so schreibt, kann ich wirklich nicht lieben.“
Betreten, fast weinend, zerreißt er den Brief,
den er ihr geschrieben hat, als sie noch schlief.
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Das Gedicht bleibt so, wie ich es spontan im ¾-Takt geschrieben habe. Ich habe die Metrik nicht überprüft und die Silben nicht nachgezählt.
Alles muss dem heutigen Sprachgefühl entsprechen.
"Nachmachen" ist SchrottJürgen Berndt-Lüders, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2012.
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