Patrick Rabe
Phönix ll
Wenn der Phönix aufsteigt, wandelt sich die Nacht.
Ich weiß, du hast lange gelegen mit verweinten Augen,
der Geliebten nachgetrauert, die in der Ferne ihr Glück jetzt macht.
Du hast sie alle gegessen, das Brot der Sorgen,
das Brot der Trauer, der Liebe und der Macht
und nur noch Krümel sind auf deiner Hand.
Du schaust auf, erinnerst dich an den Klang, wenn jemand lacht,
Wenn der Phönix aufsteigt, wandelt sich die Nacht.
Deine Hände sind blutig, du hast viele totgeschlagen,
die dir missfielen, sie alle sind Vögel, deren Schwingen
du dir selbst genommen hast.
Auf dem Boden liegt ein Pflug, dein Feld ist ungepflügt,
aber als Mordwaffe war er ja auch recht brauchbar!
Du schaust, wie im Glanz der rot aufgehenden Sonne
das Blut an den Händen sich unsichtbar macht.
Wenn der Phönix aufsteigt, wandelt sich die Nacht.
Und nun lass geschehen, daß die Sonne erscheint,
in dem milden Birkenhain,
der das Paradies vor deinen Augen verbirgt.
Lass ab von dem Staub, von dem Blut,
von den Bildern an verrotteten Wänden
im weißgetünchten Haus deiner Angst.
Denn dann wirst du nicht in der Asche bleiben,
sondern, so hoffe! – mit dem Phönix aufsteigen
Ja, hoffe, daß dieser Ort dann sich wandelt und du erkennst,
das du irrtest,
denn dein Hain voller Birken wird sanft
von den Schatten befreit,
und ist das Paradies, das du glaubtest,
es wäre von ihm verloren gemacht.
Wenn der Phönix aufsteigt, wandelt sich die Nacht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.09.2012.
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