Wolf-Rüdiger Guthmann
Die Liebesbriefantwort
Als Witwer leb ich ganz allein
in meinen eignen Träumerein.
Ich stellte mir vor, du würdest mich lieben,
und wärest auch bei mir geblieben.
Aber leider traf das nicht ein
und ich lebe wie immer allein.
Doch heute, trotz Kälte und Frost,
lag in meinem Briefkasten Post.
Duft kroch durch das Schlüsselloch,
dann war der Umschlag rosa noch.
Es gab keinen Namen, kein Pseudonym,
der Brief kam einfach anonym.
Ich hab ihn lange angeschaut
und zu öffnen nicht getraut.
Ich hoffte, dass er von dir sei,
ansonsten wär ich vogelfrei.
Ich stellte mir vor, was er enthielt,
hab immer träumend drauf geschielt.
Schreibst du mir, du wirst verrückt,
weil du mich noch nicht gedrückt?
Möchtest du mich gerne sehen,
mit mir an der Ampel stehen?
Soll ich dir früh Brötchen bringen,
oder abends Minnelieder singen?
Willst du das ich morgens schon
dich wecke mit dem Telefon?
Darf ich für dich Urlaub buchen
oder frische Pilze suchen?
Ich fand einfach keine Ruh,
weil dein Brief noch immer zu.
Ich roch erneut, hab ihn gekost,
hab mit ner Münze dann gelost.
Ich hatte Pech, muss ich gestehen,
mein Gegner wollte den Inhalt sehen.
Ritsch, ratsch mit des Messers Schneide,
trennend verband ich uns zwei beide.
Den Brief, den ich vorsichtig zog,
ich erst von weitem überflog.
Eine Handschrift wie gemalt,
als hättst nen Künstler du bezahlt.
Dabei gab’ s gar nicht viel zu lesen,
es war eine Zeile nur gewesen.
Drum will ich die Antwort dir schreiben:
„Ich komme pünktlich
und werde über Nacht bleiben!“
2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.09.2012.
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