Wolf-Rüdiger Guthmann

Die Hornissen

 
Wenn ich auf der Terrasse sitze
und in der Mittagssonne schwitze,
höre ich ein stetes Summen,
fast wie leises Flugzeugbrummen.
Schaue ich dann in die Höhe,
ich nur dichten Flieder sehe.
Ich gebe nicht die Suche auf,
und nehme manchen Schmutz in Kauf,
Und dann hab ich sie endlich entdeckt,
doch sie haben sich nicht versteckt.
Ganz in Ruhe, wie ich finde,
schälten sie des Flieders Rinde.
Haben ihn dann einfach geklaut,
indem sie ihn ganz fein zerkaut,
mühsam in ihr Nest geflogen
und als Wabenwand dann aufgezogen.
Ein Gartenbuch ließ mich einst wissen,
die Rindendiebe sind Hornissen.
Größer als Wespen und Bienen,
mit Organen, die dem Transporte dienen.
Die Bienen haben’ s einfach heute,
der Mensch  baut ihnen eine Beute.
Darin findet geordnet alles statt,
was das Volk zu bieten hat.
Die verfemten Hornissen dagegen,
müssen sich stets was überlegen.
Ich habe einmal geduldig gewartet,
bis sie zu ihrem Heimflug gestartet.
Sie fliegen schnurgerade, ohne Pause,
bis zu dem, was ihr zuhause.
Ursprünglich war es ein Birkenbaum,
der innen bot einen hohlen Raum.
Vom Aufgang der Sonne im Osten,
waren die Hornissen auf Posten.
Sie holten Bauholz, zogen Wände
und erzeugten Honig dann am Ende.
Instinktiv, sicher mit viel Herzensblut,
geschieht das für die neue Brut.
Tausende Hornissen belebten den Raum,
den Menschen aber störte der Baum.
Damit ihn angeblich kein Sturm wegfegt,
wurde er eines Tages  umgesägt.
Staunend guckten die ängstlichen Leute,
die armen Tiere suchten eine neue Beute.
In ihrer Not, das war nicht schlau, 
besetzten sie den Kaninchenbau.
Sie bauten wieder neue Waben
und mussten noch mehr Flieder haben.
Sie flogen fast noch in der Nacht,
bis sie das neue Heim vollbracht.
Doch die Natur kennt keine Rücksicht
die Erhaltung der eigenen Art ist Pflicht.
Grimbart, der Dachs war’s, der die Nase reckte,
in Gedanken schon den Honig schmeckte.
Er scheute weder Zeit noch Kraft,
er wühlte los bis er’ s geschafft.
Er hat die Waben verdrüsslich raus gekratzt
und mit der Zunge genüsslich abgeschmatzt.
Am nächsten Tag kam ich dem Erdbau nah,
als ich die wilde Bescherung sah.
Doch ich sah auch, wo sie hingeflogen
und ein neues Domizil bezogen.
Vielleicht wird doch noch alles gut
und es erwächst endlich neue Brut.
Mein Flieder wird jetzt mehr gegossen,
er braucht doch wieder neue Sprossen.
 
2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann 

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