Andreas Vierk
Der Schlaf und der Regen IV - VI
IV
Regen fällt in die bodenlose Nacht,
sein Rauschen in deine Träume,
als ginge durch den Raum das Schweigen
und berührt von seiner leichten Hand,
fingen die Möbel zu flüstern an,
beschauten in den spiegelnden Dielen
eitel ihr eigenes Gesicht -
Was da klopft an der Tür, ist der Specht.
Du träumst, du öffnetest ihm gastfreundlich
und es duftet im Zimmer nach Eisenkraut -
V
Regen vorm Fenster: ein senkrechtes Meer.
Vorhänge bauschen sich ins Zimmer,
in den versteinerten Wald deines Traumes.
Du ziehst sie wie Netze durchs Unterholz
und mit Leimruten fängst du die Fische:
letztes Silber der wachen Gedanken -
Erfolglos, diese Jagd: immer springen
sie zurück in den Schlamm zwischen Wurzeln.
Von den Vorhängen berührt, fällt der Topf.
Die Rose brennt auf dem polierten Holz -
VI
Verirrt auf den gewundenen Pfaden
deines Schlafs, bist du stehengeblieben,
bist du erwacht.
Vorm Fenster hängen
zerschlissene Taue:
weiß und stumm
treibt ein Kanonenboot vorüber...
so schreckst du auf: Geschmack von Eisen,
von Blut im Mund, oder einer Münze,
die du dir selbst auf die Zunge gelegt -
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2012.
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