Andreas Vierk
Der Schlaf und der Regen VII - IX
VII
Altes Gemüse auf schmutziger Straße:
wo es die Schwelle säumt vor den grauen
schlaftrunkenen Lidern der Läden, dort
wird’s vom kauernden Regen gewaschen.
Er trägt einen Rock mit bunten Fransen
aus gestrauchelten Reklameleuchten -
Unbewohnbar ist die Straße dem Auge,
deinem, hinter der erhellten Scheibe
in ein blindes Erwachen gebannt -
VIII
In dir ist der Schlaf.
Und auch der Regen,
der mit rostigen Fingern des Morgens
in dich hinein greift und durch dich hindurch,
der dich ungehalten und ermattet
antrifft. Erste unsichere Blüten
deines Wachens pflückt er und bestäubt
mit Pollen die unwilligen Möbel.
Lass sie wachsen und blühn.
Gesenkten Kopfes
siehst du auf nassem Holz deinen Schritt
gespiegelt, der dir zu langsam folgt.
Alles umgreifender Sumpf deines Schlafs:
du bist dort
und die Möbel sind Büsche -
IX
Zwanghafter Jäger, Sucher, Sammler
auf den abschüssigen Wegen der Nacht.
In morschen Bäumen schimmert Honig:
bernsteinfarben vergessener Wünsche.
Vorzeiten sandtest du deine Bienen
dorthin und findest ihn jetzt vergoren,
mit bitteren Harzen durchsetzt und schal.
Wonach du suchtest, was dich wirklich trieb,
war dieses Bild im Honig: Porzellan,
so weiß, eines zerscherbten Mondes -
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.11.2012.
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