Wolf-Rüdiger Guthmann
Nachruf Hermine
Die Nachbarin Hermine
war einst ne flotte Biene.
Doch sie hatte Angst zu sterben,
denn sie zeugte keine Erben,
keine Mädels oder Buben,
die sie trauernd mal begruben.
Was soll mit dem Erbe werden,
das ich scheffelte auf Erden?
Und wer bringt mich unter die Erde,
wenn ich einmal sterben werde?
Fragte sie beim Stückchen Torte
ihre Nachbarinnen voller Worte.
-Gib das Geld einer Partei,
ganz egal, welche es sei.
-Schieß es als Feuerwerk in die Luft,
bis das letzte Geld verpufft.
-Vergrabe es, statt es zu sparen,
es wird ein Schatz in 100 Jahren.
-Stifte es der Tierstation,
so hat jeder was davon.
Schließlich besuchte sie sogar
gegen Gebühr einen Notar.
Nehmen Sie’ s mit in den Sarg,
dann ist das Liegen nicht so karg.
Eines Tages tönte ihr Schrei,
Nachbarn eilten, es war vorbei.
Am Ende schien doch alles gut,
niemand brauchte Trost und Mut.
Sie hat gelebt, geliebt, umworben,
ist einsam, aber reich gestorben.
Der Sarg in einer Halle stand,
falls sich ein Verwandter fand.
Weil er damit beauftragt war,
kam mit nem Päckchen der Notar.
Schob es im Sarg ihr untern Arm,
dort war es sicher und auch warm.
Der Sarg wurde davon getragen.
In der Zeitung stand nach Tagen,
Hermine wäre jetzt glücklich frei
und morgen Urnenbeisetzung sei.
10.03.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.03.2013.
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