Jürgen Wagner

Bäume II - Birke, Esche, Buche, Ahorn

Die Birke
 
Oh merk’ ihre Stärke
Sie geht nicht zu Werke
Mit eherner Macht
Sie spielt und sie lacht


Sie tanzt und sie singt
Ein Baum, der beschwingt -
So hell und so leicht
Und praktisch zugleich 

Umarm’ ihren Stamm
Verweile sodann
Und schließ’ deine Augen
Du magst ihr erlauben
Dir etwas zu geben
von ihrem Segen


Seit altersher galt die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling in das Dorf geholt.
Bei den nordischen Stämmen war sie ein Wunderbaum, der für die Fertigung von Booten, Dächern und Schuhen taugte, aber auch für Fackeln, Kerzen, Schreibmaterial und als Gefäß. Sie ist voll innerer, federnder Spannkraft, lässt sich vom winterlichen Eis sogar bis zum Boden neigen und kehrt doch im Frühling wieder in die Senkrechte zurück 




Die Esche
 
Ein sehr alter Traum
Die Welt als ein Baum
Auf all seinen Eb’nen
Entfaltet sich Leben
Die Krone, der Himmel
In der Mitt’ das Gewimmel
Was tief unten geschieht -
Ist verborg’nes Gebiet
 
So fest, so stark und grundstabil
Da wären wir schon fast am Ziel
Wenn uns’re Welt sich könnte messen
Mit einer Esche, ihren Kräften
Doch gibt sie uns ein wenig Ahnung
Vielleicht auch eine kleine Mahnung:
Ernsthaft zu sein und tief gegründet
Solid’ zu wachsen, lichtverbündet 



In der nordischen Mythologie ist der Weltenbaum, der den gesamten Kosmos repräsentiert, (wahrscheinlich) eine Esche: Yggdrasil. Er ist der erste Baum, der wuchs. Wenn er zu beben (oder zu welken) beginnt, naht das Weltenende. Alle Lebewesen sind irgendwo bei ihr angesiedelt.
Eschen haben ein hohes Lichtbedürfnis. Als junger Baum ist sie noch sehr schattentolerant, benötigt mit zunehmendem Alter mehr Licht und braucht schließlich eine vollkommen freie Krone für ein zufriedenstellendes Wachstum.
Was die Esche auszeichnet, sieht man an ihrem Holz: Eschenholz wird besonders dann eingesetzt, wenn hohe Ansprüche an die Festigkeit, Zähigkeit und Elastizität gestellt werden 



Die Buche
 
Sie scheint etwas kühl
Doch verdanken wir viel
Dieser hohen Gestalt
Die bevölkert den Wald


Erneuert den Boden
Beschattet von oben
Sie sättigt die Tiere
Und - ich spekuliere:


Das ‚Buch’, das wir lesen
Wär’ niemals gewesen
Ohn’ ihre Rinde
Grandios – wie ich finde


Eine so edle Kraft
Die fruchtbar erschafft
So standhaft, so klar
Wie ich selten war


Dein Grau, deine Glätte
Dein Dach – eine Stätte
Die Liebe verdient
Der Ehrfurcht geziemt  


Die Rotbuche – die einzige heimische Buchenart - ist mit 14% der häufigste Waldbaum in den Wäldern Deutschlands. Die “Mutter des Waldes”, wie die Buche im Volksmund wegen ihrer Boden erneuernden Eigenschaft auch heißt, wirft ihre Früchte im Herbst ab. Die Krone einer ausgewachsenen Buche kann bis zu 600 m² beschatten. Auch unsere Sprache hat ihre Wurzeln bei der Buche: Aus mit Runen beschrifteten Buchenstäben wurde der “Buchstabe”. 
Auch unser ‚Buch’ leitet sich von diesem Baum her. Die Buchenrinde gehörte wie die Birke zum ältesten Schreibmaterial. Die ältesten germanischen Bücher, die ‚Buchenblätter’ (Holzschreibtafeln) haben jedoch allesamt die Zeit nicht überdauert

Die Bucheckern werden von Vögeln und Nagetieren geschätzt und dienten früher auch zur Ölgewinnung und zur Mast.



Der Ahorn
 
Seine Blätter zeigen dir
Hier endet alle uns're Gier
Schönheit und Mass und Symmetrie
Die Kraft der Mitte, Harmonie
‚Maßholder’ wurde er genannt
So sagte man in uns’rem Land
Es ist die Kraft, die ihm zu eigen
Er kann es dir sehr wohl auch zeigen
Bist du einmal in einer Not
Geh’ hin zu ihm und komm ins Lot


'Maßholder' ist der Maßhalter 
Der Ahorn ist in Deutschland kein seltener Baum, wächst aber lieber in Parks, an Waldrändern, in Gärten und an Feldern, als im dichten Wald. Tatsächlich braucht er als erwachsener Baum eher viel Sonne und ist z.B. gegen die Buche nicht konkurrenzfähig. Als junger Baum gedeiht er allerdings auch im Halbschatten. Er wird bis zu 500 Jahre alt. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.05.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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