Wolf-Rüdiger Guthmann
Schneider Böcks Erben
Die Enkelin des Schneider Böck
näht noch immer fremde Röck,
Hemden, Hosen und auch Blusen
dazu Pyjamas zum Schmusen.
Sie wohnt auch immer noch am Weg
mit dem einst zersägten Steg.
Statt der Bretter gibt es schon
eine Brücke aus Beton.
Der Graben wurde erst saniert,
aber später asphaltiert.
Statt der Gänse, die einst geflogen,
kommen jetzt Radfahrer gezogen.
Bosheit ist kein Lebenszweck,
sie zieht den andern durch den Dreck.
Doch der Name ist gebunden
und wird von Buschlesern geschunden.
Nur steht keiner mehr vorm Haus
und ruft samt Elle sie heraus:
„He, heraus! Du Ziege Böck!
Schneider, Schneider, meck, meck, meck!“
Das geschieht von zu Hause schon
per Computer oder Telefon.
Doch ist die Schule endlich aus
und die Kinder gehen nach Haus
steht die Schneiderin Frau Böck
mit ihrer Elle dort am Eck,
wo es gibt an dieser Stelle
samt Telefon noch eine Zelle.
Geht ein Kind dort mal hinein,
hört der ganze Ort sie schrei’ n:
„Ich bin die Schneiderin, Frau Böck
und ich seh dich im Versteck.
Klingelt mein Telefon jetzt gleich,
schlage ich dich windelweich.“
Neulich traf es ein Kind, ohne Schuld,
das hat vor Schreck gleich eingepullt.
Die Telekom schrieb „Schweinerei“
und schon war’ s mit der Zelle vorbei.
Frau Böck jetzt den E-Mail Server sucht,
vor dessen Tür sie künftig flucht.
27.06.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.06.2013.
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