Noch hat man die Wahl

Ich mach' den Einkauf, mein Handy geht mit,

es begleitet mich immer auf Schritt und auf Tritt.

Doch es bleibt in der Tasche, ich hol' es nur raus,

wenn's unbedingt nötig und ich nicht zu Haus'.

Ich hatte nie eins, ich brauchte es nicht.

Doch einmal, vor Jahren, hatt's bös' mich erwischt.

Ich stand dort im Regen, das Auto im Eimer,

ich sah keinen Menschen, es kam einfach keiner.

Das Dorf war weit weg, nichts war zu seh'n,

meine Kiste stand dort, wo sie niemals durft steh'n.

Dann hatte mich ziemlich die Wut sehr geplagt,

und habe ganz laut zu mir selber gesagt:

„Jetzt krieg' ich ein Handy doch nur für den Zweck,

dass eintritt ein Notfall, oder ich sitze im Dreck“.

Hab' so ein Ding und fühl' mich sicher damit,

doch muss ich nicht quatschen auf Schritt und auf Tritt.

Wenn ich das dann sehe, wie viele das machen,

im Supermarkt steh'n sie vor all diesen Sachen,

mit dem Handy am Kopf und fragen zu Haus',

sind wie ein Dummchen, dass kennt sich nicht aus,

ob sie kaufen das Kleine oder lieber das Grosse,

ob Pizza, ob Reis oder lieber nur Sosse.

Telefoniern ist wichtig, hat man mir beteuert!

Ich muss ehrlich sagen, halt sie all' für bescheuert.

Gehst du durch die Stadt und hebst deinen Blick,

hast du im Visier bestimmt so vier Stück,

die eigentlich sind doch als Menschen erkoren,

doch sie rennen herum mit dem Ding auf den Ohren,

um das verrückteste Zeug mit dem Freunde zu schwätzen,

ob sie einen Fuss vor dem andern soll'n setzen,

oder was sie gerade im Schaufenster seh'n,

und dass sie doch lieber weiter soll'n geh'n.

Noch so viel mehr von den blödesten Sachen,

ich kann mir den Bauch kaum halten vor Lachen.

Sind sie sicher, dass bei ihnen im Kopf es ist richtig,

oder tun sie nur alle so unheimlich wichtig?

Hab' manchmal den Eindruck, die Welt ist bekloppt,

und die Menschen in ihr sind total ausgemoppt.

Da kann man nur seh'n, dass man bleibt noch normal,

eh' man wird auch bekloppt, noch hat man die Wahl.