Entängstigt und enthitzt

 

Wir gingen oft getrennte Wege,
       uns selbst bewusst, trotz Bindung frei.
Die Angst, das Leben zu verpassen,
      die trieb uns um, war’n stets dabei,
 
was Neues, Scharfes zu probieren,
      ohne Rücksicht, Nachsicht, Scham.
Der andere war nur der Spiegel,
      durch den man selbst sich näher kam.
 
Wir war’n der Hitze viel zu nah,
      so dass wir sie, nicht Wärme spürten.
Verbrannten uns und merkten dann,
      dass wir zu heißes Feuer schürten.
 
Rechtzeitig noch – da kam die Angst,
      einander völlig zu verlieren.
Der Spiegel brach, wir sahen uns
      und konnten plötzlich Wärme spüren.
 
Enthitzt, entängstigt, beieinander,
      Wärme spür’n, ob jung, ob alt.
Die Nähe macht es, nicht die Hitze,
      gemeinsam ist es nicht so kalt.