Patrick Rabe
Ohne Mörder keine Leiche
Und du schaust mich an und sagst:
„Ein Wunder, dass du mich noch magst,
nach allem, was ich dir angetan hab, du armer Hund!“
Und ich stehe in der Tür,
und dann bleib ich doch bei dir,
denn so `ne hingehauchte Entschuldigung mit geschürzten Lippen ist immer
ein guter Grund.
Und ich schau in dein Gesicht,
ob ich dort Liebe finde oder nicht,
ohne Mörder keine Leiche, sage ich.
Nur noch drei Stunden, bis der Tag anbricht.
*
Ein Freund hat mir prophezeit,
„2013 wird ein Jahr voll Leid,
astromäßig voll die schlechte Konstellation!“
Ich hab es ihm zwar nicht geglaubt,
aber jetzt, wenn ihr erlaubt,
würd ich ihm fast zustimmen, ja, jetzt schon!
Und im Spiegel mein Gesicht
Sieht grau aus und ich hab kein Licht,
ein Mörder steht mir in der Sicht
und ich hoff, dass bald der Tag anbricht.
*
Meine Tage sind so leer
Und das Aufstehn fällt mir furchtbar schwer,
manchmal möchte ich diese Scheißwelt mit `nem Vorschlaghammer zerstör‘n.
Und mein Vater ist jetzt alt,
ich habe ihm ein Bild gemalt,
das hängt in seinem Zimmer im Hospiz, er ist auf seinem letzten Törn.
Und ich gehe ins Gericht,
mit jenem Schmerz, der mir das Herz zersticht,
ein Mörder bin ich sicher nicht,
jedoch ein Pilger, wenn der Tag anbricht.
*
Schon letztes Jahr hat Ralph erzählt:
„Die Merkel wird nochmal gewählt!“
Ich hab ihm zugestimmt, das vorauszusehn, war keine Kunst.
Und die Linke ist die dritte Kraft,
die FDP hat’s nicht geschafft,
jetzt buhlen zwei Parteien um Muttis Gunst.
Politik, die schert mich nicht,
was sie sagt, hat einfach kein Gewicht,
Mörder haben ein Gesicht,
wenn in Afghanistan der Tag anbricht.
*
Und du schaust mich noch mal an,
und ich streichel dich und küss dich dann,
und der Streit ist vergessen, und dass du mich „Hund“ genannt hast, auch.
Und dann liegen wir im Bett,
irgendwie bist du ja doch ganz nett,
und ich lege meinen müden Kopf auf deinen warmen, pulsierenden Bauch.
Ich bin ein Künstler, bin ein Wicht,
ich bin ein Lied und ich bin ein Gedicht,
ich bin die Leiche und der Mörder und das Licht,
ich bin dein Lover, wenn der Tag anbricht.
Patrick Rabe, Do, 26. 9. 2013, 20oo Uhr, Hamburg Langenhorn.
(ein Songtext, ein Bisschen inspiriert von Gisbert zu Knyphausens Stil)
Liebe Freunde, macht euch keine Sorgen um mich, dieses Lied entstand aus einem momentanen Tief. Die Mörder- Metaphern entstammen einem Traum, den ich hatte. Und was das Gedicht im Einzelnen bedeutet, ist mir selber erst jetzt klar. Die Beziehung, um die es da die ganze Zeit geht, ist offenbar meine Beziehung zur Liebe und die ist jetzt, fünf Tage nach Verfassen des Gedichtes, wieder gegeben. Das Unbewusste weiß immer mehr als unser bewusstes Ich! Eine schöne Woche noch wünscht euch euer Patrick, 1. 10. 2013.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2013.
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