Ernst Dr. Woll

Ein alter Mann und der Automat



 

Was einst ein Automat
mir Schreckliches zu leide tat
gehört zu den heiklen Sachen,
die sind zum Weinen und zum Lachen.
 
Es war in der Bahnhofshalle,
die Menschen strebten alle
zum Zug, der bald abfahren sollte,
den auch ich gern erreichen wollte.
 
Ich dachte: „Mein Gott Walter.“
Kein offener Fahrkartenschalter,
am Automat eine große Schlange,
mir wurde richtig angst und bange.
 
Ich begann alles zu hassen,
Automaten und Menschenmassen!
Das  Gerät aber ließ sich nicht stören
und mir wollte niemand Vortritt gewähren.
 
Endlich war ich dran
und mein Martyrium begann.
Ich fand nicht meinen Zielort
und vertippte mich immerfort.
 
Hinter mir flüsterten die Leute:
„Verbieten müsste man es heute
und den Alten ganz deutlich sagen,
sich nicht an Automaten zu wagen.“
 
Da war´s aus mit meiner Geduld:
„Es ist doch nicht meine Schuld“,
schrie ich die Wartenden hinter mir an:
„Wenn man Alten keinen Service bieten kann.“
 
Es war schier zum Verzagen,
vom Zug sah ich noch den letzten Wagen.
Dem Automat war es geschickt gelungen,
er hat mich zur Nachsicht gezwungen.
 
Ich dachte an die Vergangenheit,
als sich unsere Geschwindigkeit
noch dem menschlichen Tun anpasste
und nicht Maschinentempo erfasste.
 
Trotzdem verzagte ich nicht.
Ich bekam ein lächelndes Gesicht,
war sogar zum Warten bereit.
Ich bin jetzt Rentner: Ich hab Zeit.

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