August Sonnenfisch
Weihnachten und Johanni
Das Weihnachtsfest
ist von Menschen gemacht -
doch wer nicht mitschenkt,
mitwünscht,
einen Baum schmückt wie alle
anderen es tun,
mitspeist und mittrinkt,
mitstreitet und mitküsst:
der sei daneben,
ein Eigenbrötler,
ein wenig verrückt am Ende.
Das Weihnachtsfest
ist von Menschen gemacht -
wie auch sein Vis-à-Vis
im Jahreslauf:
der Tag des Johannes,
am vier-und-zwanzigsten Juno alljährlich.
Das eine der Feste
drei Tage nach der Winterwende,
das andere drei Tage
nach der Sommerwende
des Sonnengestirns.
Unausweichlich das kosmische
Geschehen - nicht
die Bedeutung,
mit welcher die Menschen
diese dunklen Tage und jenen
Lichttag bedenken:
diesen mit der Geburt
Johannes
des Täufers,
jene mit der Geburt des
Nazareners.
*
Das Fest des Täufers,
ein kleines Fest mit Tänzen
um hoch aufflamende Sonnenwendfeuer:
die Feuer hier
als Symbol für die Sonne
und für den Christus.
"Der Christus in mir soll wachsen,
mein Ego soll schwinden",
verkündet Johannes, der Evangelist.
(Johannes 3,30)
Das Fest des Nazareners hingegen:
ein großes Fest mit Kerzenkränzen
und Weihnachtsmärkten
im Vorfeld schon:
Kerzen und Märkten wider
die Finsternis.
Das Fest des Nazareners
mit materiellen Gaben für die Nächsten
(die sich zu Liebsten erkoren):
zum Wohl klingender Kassen
in den Geschäften.
Pflichtschuldigst mit Familien-
zusammenkünften
aus nah und fern:
Einsamkeitsängste in der Finsternis
zu verbannen.
Das Fest des Nazareners
auf Christbäumen im eigenen Heim
und auf den Plätzen:
der Dunkelheit auf lustvolle Weise
zu entkommen.
Mit Krippenspielen, Liedern
und Oratorien, deren Wesen
wir weder finden
noch empfinden.
Schlussendlich mit dem Ritual
eines "Urbi et Orbi", verkündet
vom Präsidenten
der Katholiken zu Rom.
*
Jenseits der Rituale
sind wir frei,
alleine zu sein oder gesellig,
zu kaufen oder zu sparen,
baumlos zu sein oder mit
dem Baum der Erkenntnis des Guten,
Gänse zu verspeisen
oder zu fasten,
uns zu bekreuzigen oder auch nicht,
Müßiggänger zu sein
oder zu packen und zu backen,
Weihnachtoratorien zu lauschen
oder sie zu versäumen.
Jenseits der Rituale
sind wir frei:
frei auch einfach innezuhalten:
Das Yin der Finsternis
zu trinken
und die Stille der Nacht.
(c) August Sonnenfisch, 25. Dezember 2013 ff
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (August Sonnenfisch).
Der Beitrag wurde von August Sonnenfisch auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.12.2013.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).