Patrick Rabe

Lilith hinter den Töpfen

Zauberin Lilith, schwarzglänzende  Haare,
anmutig verführst du jeden Mann.
Zauberin Lilith, deine Schönheit ist Ware,
denn gegen Bezahlung bietest du an.

Schlangiges Mädchen, Elfenzauber,
Wind umweht sanft den geschmeidigen Leib,
spinniges Mädchen, Seelenrauber,
ewig geheimnisumwittertes Weib.

Doch wie mir scheint, verbirgst du die Seele,
dein Lilith-Sein hinter der häuslichen Haut,
und deine Dolche sind Löffel geworden,
mit denen die Zauberhand Eintöpfe braut.

Manchmal erglänzt hinter Evagedanken
scheu noch der windigen Lilith Bild,
aber du weist es geschickt in die Schranken,
hast es mit Mann und mit Kindern verhüllt.

Tage des Mordens sind lang schon vorüber
und wie Erinnerung streifen sie dich.
Dein jetziges Leben ist dir lieber,
doch manchmal lässt dich die Küche im Stich.

Dann würdest du, statt hinter Töpfen zu schmoren,
ihn gern wieder tanzen, den Lilith-Tanz,
dann würdest du gern noch einmal geboren
als Zigeunermädchen im Erntekranz.

Und dann, Lilith, seh ich dein Bild wieder schweben,
du bist auf der Wiese und nackt ist dein Fuß,
Schlangenhäute hast' im Haar und Spinnenweben.
Dir hinter den Töpfen ein freundlicher Gruß!

(c) by Patrick Rabe, 2001.


Lilith war nach jüdischer Überlieferung Adams erste Frau, die sich gegen ihn aufgelehnt hat (und beim Sex oben sitzen wollte). Vor einigen Jahren fand ich mal einen Artikel in der 'Psychologie heute', in der der Lilith-Typ (die männermordende Frau) dem Eva-Typ (der häuslichen, angepassten Frau) gegenübergestellt wurde. Das war der Anstoß zu diesem Gedicht. Ich grüße an dieser Stelle alle Liliths, die ich so kannte und die mittlerweile auch treusorgende Evas geworden sind. Those were the days! Wild times! lg, Patrick

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.04.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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