Christina Gerlach-Schweitzer

Tierversuch an 41

Du kamst in meinen Stall.
Die 41 war gerade frei,
Eckplatz oben links,
März zwanzigvierzehn.
Weiß, guter Zustand.
Du kamst ans Gitter, wenn ich kam.
Na du?
Ich habe dich gestreichelt,
ein bisschen, an der Nase nur,
wenn du sie an die Stäbe drücktest.
Gelegentlich auch unterm Kinn.
Dann neigtest du den Kopf,
tief runter in die Streu
und stelltest ein Ohr hoch.
Deine Stirn war breiter als bei anderen,
so wie bei Teddybären.
Ich habe dich gepflegt.
Du warst gesund und schön.
Ein bisschen wurdest du mein Freund.
Dann haben sie dich geholt,
so wie die anderen.
Für eine Tierversuchsreihe,
haben sie dich vergiftet,


für eine LD 50 haben sie
dir dein Leben weggenommen.
Mit überstrecktem Kopf
hab’ ich dich liegen sehen.
Deine Kehle lag frei,
die Wirbelsäule hohl gebogen,
die Beine weit nach vorne und hinten,
steif,
wie die anderen.
Deine Augen waren schon trüb.
Nicht einmal hast du den Himmel gesehen,
unsere Erde hast du niemals gefühlt.
Nicht einmal hast du im Gras gesessen.
Du bist im Käfig geboren,
und in einem Käfig verendet. –
Tierversuche müssen sein
sagen sie,
aber das stimmt nicht.
Sie wollen sie nicht abschaffen,

 

 


 
 

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