l.
Liebemann Rattendreck,
geile Zöllner begatten triefende Huren,
auf dem Pflaster verrecken
königliche Phallussymbole.
Nachtschwarz ist der Tag,
dein Kleid stinkt nach Fusel,
du findest kein Obdach im Schatten der Stadt.
Eine Dirne, sie lockt dich
in das Zimmer der Wollust,
entkleidet sich fahrig,
schmiegt sich an deinen Körper.
"Das Nackte macht geil,
zeigt, dass noch was lebt
im Prophetenleib!
Ne, du bist doch ein Prophet,
Fusel schluckender Wanderer!
Oder bist du schon Gott?"
"Nenn mich Prophet, wenn du mich so nennen willst!
Gib mir heut Nacht deine Liebe,
und die Huren und Zöllner werden sehr profitieren,
in der Zeit, wenn das Schiff ankommt."
Sie wichst dir das deine,
du leckst ihre Beine,
ein greisenhaftes Stöhnen
bringt Wände zum Einsturz;
Prophetentat war es,
und Lustgreises Tod,
die Nutte erahnet das Morgenrot,
als du auf dem Teppich verendest.
ll.
Die Menge, sie erbricht sich
wie Eiterkaskaden,
hin zum Hafen, hin zum Hafen,
wo Frühgebet klingt.
Manche mit Beulen, andre verkrüppelt,
Leprakranke reißen sich Gliedmaßen aus,
und streuen sie auf den Weg
als Gruß für den Kommenden.
Und aus den verborgenen Zeiten
der Lieder des Königs
landet ein Schiff an den Gestaden.
Geborstener Kiel,
die Segel nur Fetzen,
geisterhaft umleuchtet vom Elmsfeuer.
An Bord nur ein Kind,
blondes Haar umweht sein Haupt,
gesenkt von Trauer,
dann erhoben im Trotz,
seine Augen spiegeln
nicht tötbare Liebe.
Die Menge, sie jubelt,
die Menge erschrickt:
schön schrecklich wahr
dieses Kind auf dem Bug.
Kein Kaiser, kein König
hatte jemals so wenig,
so viel, so viel, so viel.
Und das Kind streckt die Hand aus,
ruft nach Vater und Mutter.
Die Zöllner und Huren
nehmen es auf als ihres.
Und jeder, bei dem dieses Kind
erst wohnte, dann thronte,
wird nicht sterben,
wird dem schwarzen Strudel entgehen,
und finden, was Liebe
den Spätgeborenen verheißt.
(c) by Patrick Rabe
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.05.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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Gottes Zelt: Glaubens- und Liebesgedichte
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Die Glaubens-und Liebesgedichte von Patrick Rabe sind mutig, innig, streitbar, vertrauens- und humorvoll, sie klammern auch Zweifel, Anfechtungen und Prüfungen nicht aus, stellen manchmal gewohnte Glaubensmuster auf den Kopf und eröffnen dem Leser den weiten Raum Gottes. Tief und kathartisch sind seine Gedichte von Tod und seelischer Wiederauferstehung, es finden sich Poeme der Suche, des Trostes, der Klage und der Freude. Abgerundet wird das Buch von einigen ungewöhnlichen theologischen Betrachtungen. Kein Happy-Clappy-Lobpreis, sondern ein Buch mit Ecken und Kanten, das einen Blick aufs Christentum eröffnet, der fern konservativer Traditionen liegt.
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