Ursula Bleitner
Der feine Herr Geht-Mich-Nix-An
Im Regen hockt am Straßenrand
ein Kind und hebt die kleine Hand,
und blickt empor; so dann und wann
schau'n dich zwei müde Augen an
und bitten um ein Stückchen Brot –
geh nicht vorbei an meiner Not!
Er geht vorbei, er denkt nicht dran,
der feine Herr Geht-Mich-Nix-An.
Am Bahnsteig gibt’s mit viel Geschrei
schon wieder eine Prügelei,
brutale Schläge, harte Tritte,
wehrlos das Opfer in der Mitte.
Courage ist kaum noch in Mode -
denn Helfer schlägt man fast zu Tode.
Er sieht nicht hin, geht schneller dann,
der feine Herr Geht-Mich-Nix-An.
Am Ende dann im Altenheim
die Angst vorm großen Einsamsein;
ganz selten kommt noch mal Besuch
und liest dir vor aus einem Buch.
Des Lebens Hektik macht sich breit,
für Mitgefühl bleibt keine Zeit.
Er denkt noch lange nicht daran,
der feine Herr Geht-Mich-Nix-An.
Die Nachrichten von Krieg und Tod,
von Elend, Flucht und größter Not,
erschrecken, doch im warmen Zimmer
sagt man recht schnell: „Das gab es immer !“
man wäre ja bereit zu spenden,
einen Teil zu geben aus vollen Händen.
Doch, weil man nicht wirklich helfen kann
wird jeder zum Geht-Mich-Nix-An.
„Oh, what a wonderful world!“
Ursula Bleitner (U) 2014
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.06.2014.
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