Friedrich Kinner
der alte Mann und das Meer
der erste Sonnenstrahl drängt sich dem Horizont entgegen
und feuerrot bricht durch die kalte Nacht der neue Tag
nach Licht und Wärme ist der Erde inniges bestreben
nach Freud und Liebe das der Menschen und nach der harten Arbeit Plag
so richt ich auf denn meine müden alten Knochen
grüße den Tag und halt aus trüben Augen seinem strengen Blicke stand
hab mit den bösen Träumen dieser Nacht schon längst gebrochen
will ich mit ganzer Kraft nach neuen Zielen streben geb ihm mein Leben gar zum Pfand
mir scheint die See ist ruhig dort unter den Nebelschwaden hinter meinem Segel
und Neptun weilt noch still verborgen in des Meeres unergründlich Tiefen
noch ist die Briese kühl und steif und überschaubar ist der Fluten Pegel
es schweigen still die monotonen Stimmen jener Geister die des Nachtens nach mir riefen
da bricht es durch der Wellen Kamm das Ungetüm mit hartem Flossenschlag und kampfbereitem Schwerte
hängt fest am Haken zerrt und reißt und bringt an ihre Grenzen meine treue alte Rute
der Kampf ist hart und lang fast hätt gewonnen Tier und Meer als ich im Eifer gar den Rücken zu ihm kehrte
zu guter Letzt siegt doch der Mensch glänzt purpurrot das Meer nun von des Untiers und von meinem Blute
so bricht der Tag und bricht die Dunkelheit bereits am nahen Horizont herein
als sich der tote Fisch bei rascher Fahrt gar zärtlich fast an meine hölzern Bootswand schmiegt
auf brausend See treib ich dem Heimathafen stet und zielgewiss entgegen ganz allein
mein Schicksal so wie das des Ungetüms in dieser Nacht einzig in Gottes rauen Händen liegt
doch dieser Gott kennt heute keine Gnade zürnt mir und überlässt das Menschlein hilflos Wind und Wellen
so tut sich auf die See vor mir und meinem Boot und meinem Fisch und Neptun lässt seinen grauenvollen Schlund erblicken
ich kämpfe ringe weine fluche flehe zu Gott verhöhn den Teufel will mich mit letzter Kraft dagegen stellen
allein es ist umsonst schlussendlich sinken Boot und Mensch und Fisch hinab in dunkle Fluten und schon fühl ich meine Seele mir entrücken
es ist vorbei die See zieht ruhig und langsam treibt das Holz von meinen Planken dem morgendlichen Horizont entgegen
auf tiefem Grund liegt Mensch liegt Fisch liegt Boot und Hass und Wut und unerfüllter Lebenstraum
warum nur sag warum hadert die ruhelose Seele tief da unten beklagt den Tod der kam da rasch und ungelegen
und leise zieht eine sanfte Melodie wie Nebelschwaden über spiegelglattes Meer beweint den Mensch beweint das Schicksal und hinterlässt doch leeren Raum
F.W.Kinner
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.07.2014.
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