Thomas S. Lutter

Der Mensch ist eben nicht gleich Tier



Schenken wir Darwins Evolutionstheorie unumschränkt Glauben und vertrauen auf die Aussagen allzeitbereiter Tierliebhaber und Menschenverachter, dann drängt sich mir eine Frage auf:
Ist der Mensch dem Tier gleich, oder, eben andersrum?

Wenn der Mensch nur ein besseres Tier sein sollte und man ihm dennoch unantastbare Würde und Unversehrtheit attestiert, so müßte, im logischen Umkehrschluß, doch das Gleiche für das Tier gelten.
Nun gut; was den Menschen betrifft ist sich da jeder einig. Was der Mensch dem Tier zufügt, ist nachdem immer zu verachten und zu bestrafen. Gehen wir einen Schritt weiter. 

Nehmen wir an, nach dieser Behauptung, das liebe Vieh hat die selben, unverfälschten Rechte wie unsereins. Wo bleibt dann das gerechte Urteil über ein Tier, das ein anderes, fraglos schwächeres, tötet und auf das Greulichste reißt?

Wir wissen, wie grausam sich die Geschöpfe der Fauna untereinander benehmen. In der Tat - und überaus - brutal. Ohne Gewissen und Reue. Ohne Trauer, nur aus barem Hunger und oft genug nur aus der "spielerischen" Laune heraus, oder aus territorialen Gründen.

Ist es entschuldbar, daß ein einzelgängerisches Löwenmännchen den gesamten und "putzigen" Wurf einer Löwin tötet? Aus schierer Eifersucht, um seine eigene Brut mit der noch trauernden Mutter zu zeugen. Wo wäre da unser gerechter Maßstab, handelte es sich um Menschen. Fraglos würden wir uns angewidert abwenden und noch zur selben Stunde den Übeltäter dem Richter überstellen. (Mit dem Hintergedanken, ihm vor seiner Hinrichtung noch die Genitalien abzuschneiden,...nicht wahr?)

Ist es akzeptabel, wenn sich fünf Alligatoren, im aufgerissenen Bauch des noch lebenden Zebras, schraubenzieherartig die Eingeweide streitig machen?

Ist es hinzunehmen, daß eine Wespe der anderen schabenartig den Kopf vom Rumpf trennt, oder eine Horde unserer "nächsten Verwandten" sich bandenartig versammelt und ein kleines Halbäffchen zu Tode jagt, um es, bei vollem Bewußtsein in fünf Teile zu zerreißen und an Ort und Stelle, blutig und mit lautem Geschrei zu verspeisen?

Oder Meister Petz, der, aus welchen Gründen auch immer, eine junge Bärenmutter tötet, weil seiner "Angebeteten" ihre Anwesenheit nicht passt und das Junge ohne den Schutz der Mutter buchstäblich verhungern wird!

Wie menschlich und vertretbar ist das denn? Ist es nicht animalisch? Ist es nicht viehisch? Ist es nicht..."unmenschlich"?
Was bleibt denn von der Würde dieser armen Opfer, die wir nur allzugerne bemitleiden und betrauern, wenn es eine menschliche Angelegenheit ist?

Wir messen mit zweierlei Maß! Einerseits fordern wir annähernd die Gleichstellung und andererseits akzeptieren wir, wie selbstverständlich, die völlige Andersartigkeit.
Ist das nicht überaus ambivalent und schizophren? Sind wir nicht allesamt inkonsequent? Sind wir nicht allesamt.......................Heuchler??

Unsere moderne Psychotherapie bemüht stets den alten Zopf der Urängste, Triebe und kriegerischen Jagdinstinkte, die uns, angeblich, immer noch innewohnen. Wohingegen unsere Gesetzgebung konkret auf das Bestrafen und gegen das Ausleben, dieser so normalen Attitüden gerichtet ist.
Verkehren wir die Wildnis in's Menschliche: Warum darf es nicht sein, daß sich Menschen töten? Warum soll der Stärkste nicht automatisch der Chef sein? Warum dürfen wir uns aus Hungersgründen nicht gegenseitig fressen? Weshalb soll ich meinem Weibchen treu sein? Und warum darf eine Frau ihren Liebesgockel nicht nach vollbrachter Begattung genüßlich verzehren?
Weshalb soll es dann falsch sein, daß eine Gruppe die andere unterjocht?

All dies, was in einer funktionierenden und humanen Ordnung verboten ist und unter Strafe steht, ist in der Tierwelt unumschränktes Gesetz und völlig normal. 

Wie ähnlich sind wir uns dann noch? Freilich,...die alte Leier des genetischen Erbgutes und der darin bestehenden Ähnlichkeiten zwischen Affe und Mensch. Das ist doch kein Beweis!
Wußten sie, daß sie zu über fünfzig Prozent Banane sind, weil die DNA der Banane zu über fünfzig Prozent mit der des Menschen übereinstimmt? Wieviel an Banane erkennen sie denn an sich?

Das genetische Material "muß" sich immer in gewißer Weise ähneln, weil ohne es und seine Struktur, Leben überhaupt nicht möglich wäre.
Wie die chemikalischen Beschaffenheiten als Vorbedingung organischer Lebensformen.
Sie finden im All jede Menge an reinem Alkohol. Aber aus diesem geht niemals eine Lebensform hervor, wenn es an Kohlenstoff und anderen notwendigen Stoffen mangelt.
Verstehen sie? Die Dinge müssen sich ähneln!! Aber, sie sind sich nicht gleich!

Mit meiner Überlegung möchte ich sagen: Mensch ist eben nicht gleich Tier! Und andersrum schon gar nicht! Wir schieben mit dieser Haltung in unverantworlicher Weise gerade diese Verantwortung von uns weg.

Denn, ist der Mensch nicht mehr als das Tier, leben wir ein völlig verdrehtes Leben, das uns gar nicht entspricht, weil es nicht naturgemäß wäre.
Und wäre das Tier ein dem Menschen gleichgestelltes Wesen, müßte man sich nach zivilisatorischen Gesetzen die Frage stellen, wer dann deren Mörder zur Rechenschaft zieht, wenn sie sich gegenseitig und unbarmherzig zerfleischen. 

Wir Menschen sind mehr! Viel, viel mehr! Es paßt nur dem nicht, der das Tier mehr liebt, als er den Menschen haßt. Was überaus menschlich und zugleich unmenschlich ist!
 
© Thomas S. Lutter

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.08.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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