Hans-Georg von Rantzau

Political Correctness

Der Mensch, geschniegelt und geleckt,
verhält politisch sich korrekt.
Das ist es, was man heut erstrebt,
daß jeder voll Correctness lebt,
es ziemt sich, daß man sich bekennt
zum Gender Mainstream Management.
 
Höchste Ziele gilt 's zu stecken,
bloß um nirgends anzuecken,
denn nur so wird man gelitten,
unerbittlich sind die Sitten.
Mögen unsre Lichtgestalten
immerfort sich wohl verhalten,
jeder soll die Wortwahl kneten,
keinem auf den Schlips zu treten,
dazu tanzen auf der Bühne
Rote, Schwarze, Gelbe, Grüne,
und sie scheuen keine Mühen,
in Correctness aufzublühen,
eifern, und das ist das Nette,
dabei fleißig um die Wette.
Um die unkorrekten Schlimmen
auf korrekten Kurs zu trimmen,
werden täglich mit Bedacht
alle andern überwacht.
 
Korrekt – das war man immer schon
bei SPD und links davon.
Nur so ein paar verbohrte schlechte
und antiquierte Ultra-Rechte,
die wollen ‘s einfach nicht begreifen,
genau die gilt ‘s, auf Kurs zu schleifen.
 
Wehe dem, der spaßgelaunt
etwas Falsches ausposaunt!
Schon der kleinste Fehl-Zitierer
wandelt sich zum Rohrkrepierer,
biste links, dann haste Glück,
sonst verschwinde, tritt zurück!
 
Immer noch gibt ‘s da Rassisten,
böse Buben und Faschisten,
die an falscher Weltanschauung
finden innerlich Erbauung.
Was der Mensch damit bezweckt,
ist doch wirklich nicht korrekt.
 
Erst mal gilt ‘s zu überwinden
deutsches Nationalempfinden,
denn es ist der deutsche Stolz
nichts als schrecklich faules Holz.
Nur wer ganz und gar bestußt,
gibt sich nationalbewußt.
 
Ihr mit eurer deutschen Flagge,
stampft sie ein, die ganze K…rütze,
Schwarz-Rot-Gold will keiner sehn,
laßt den roten Halbmond wehn,
wenn die deutsche Flagge brennt,
liegt das ganz korrekt im Trend.
 
Jeder weiß in aller Welt:
Deutschland reich und deutsch hat Geld,
mußt nur rechnen klar und kühl:
Bis’ness geht heut per Asyl.
Immigranten, seid willkommen,
kommt per Flugzeug, kommt geschwommen,
kommt herbei aus fern und nah,
Hauptsach‘, ihr seid alle da,
holt herbei, das zählt nicht minder,
die Verwandtschaft, eure Kinder,
deutsches Land sich nach euch streckt,
stets „political correct“.
Kommt und laßt es kräftig krachen,
müßt nur fleißig Kinder machen,
dafür gibt es zur Belohnung
erst mehr Geld, dann größ’re Wohnung,
und wer aus dem Fenster schaut,
sieht, wie neu Moschee gebaut,
selbst der Imam staunt nicht schlecht,
Gold auf Minarett ist echt!
Nicht mehr lang, dann seht ihr mal
Deutsche in der Minderzahl,
alle singen frohen Schalles
„Deutschland Deutschland über alles“,
und Türkei macht groß Getön:
„Darum ist 's am Rhein so schön…“
 
Mit der Zeit wird nach und nach
Türkisch erste Landessprach‘,
lernen tut 's der kleinste Wicht,
da ab Kindergarten Pflicht.
 
Schau dich in der U-Bahn um:
Multikulti-Publikum.
Griechisch tönt es und albanisch,
portugiesisch und japanisch,
etwas weiter zwitschern froh
Serben aus dem Kosovo, 
türkisch, polnisch, russisch schee,
deutsche Sprache nix versteh,
und vom Band krächzt 's volles Rohr.
„Next stop Brändenbörger Toor“.
 
Seht ihr nicht, daß selbst Kasachen
viel von eurer Arbeit machen?
Italiener sind ‘s aus Nizza,
die beliefern euch mit Pizza,
Türken schweißen unverdrossen
an den teuren Staatskarossen,
vielfach sind es Kosovaren,
die den deutschen Abfall fahren,
selbst die superschlauen Inder
schlagen Deutschland als Erfinder,
ach ihr blassen deutschen Helden,
was habt ihr noch zu vermelden,
als vor denen euch zu neigen
und in Demut heimzugeigen.
Andre Länder, andre Sitten,
längst gilt dies in Deutschlands Mitten,
deshalb Leute, brav und munter,
ordnet euch den andern unter,
singt nicht nur „Macht hoch die Tür“,
spendet lieber Geld dafür!
 
Geld für Lesben, Geld den Schwulen,
Down-Syndrom an höh’ren Schulen,
auch bekannt als Inklusion,
so klingt der korrekte Ton,
sowas ist Correctness pur,
das ist deutsche Leitkultur!
 
Ach ihr prüden deutschen Sparer,
macht euch doch ein bißchen rarer,
Schulden sind doch guter Brauch,
alle andern machen 's auch.
Geld ist da, so will ‘s das Leben,
um ‘s in andre Hand zu geben.
Aufzufüllen Nachbars Kassen,
sollt‘ man sich was kosten lassen!
Leere Taschen, volle Hosen,
so frohlocken die Franzosen.
Spanien, Irland, Portugal,
Italiener allemal,
ganz zu schweigen Griechenland,
laben sich aus voller Hand.
 
Deutschland, schäm dich deiner Laster,
alle lieben deinen Zaster
aus den ewig vollen Trögen,
das ist ‘s, was die andern mögen!
 
So nach und nach gewinnt an Boden
Correctness auch bei Kindermoden:
Man sieht die winzigsten Bambini
bereits in Turban und Burkini,
selbst Pampers gibt ‘s nach strenger Norm
in höchst korrekter Schleierform.
 
Gut und Böse sind zu trennen
und im Klartext zu benennen.
Medien hat man gleichgeschaltet,
daß dort stets Correctness waltet.
Focus, Stern und Zeit und Spiegel
sind verschmolzen längst im Tiegel,
nicht einmal der olle Springer
leistet sich noch krumme Dinger,
alle treten in Erscheinung
mit korrekt geschliff‘ner  Meinung,
und das macht auch guten Sinn:
Jeweils steht dasselbe drin,
daß sich keiner lustig macht
und an falscher Stelle lacht.
 
Aus dem stets korrekten Rahmen
fallen leider oft auch Namen.
Besonders deutlich macht dies klar
Ernst Neger, Mainzer Faschingsstar.
Man mußte sich zusammenraufen,
den Mann posthum noch umzutaufen.
Sein Grabstein kündet nun der Welt:
„vollpigmentierter Narrenheld“.
Auch mancherlei, das köstlich schmeckt,
ist doch politisch nicht korrekt.
Mit Mohrenkopf und Negerkuß
ist schon seit langen Zeiten Schluß,
und deshalb schwärmen heut die Snobs
vom schaumgefüllten Schokoklops.
 
Sträflich wäre ein Gewitzel
um das Sinti-Roma-Schnitzel,
auch das gute Bauerbrot
ist schon längst politisch tot,
heut verzehrt man beispielhaft
„Brot nach Art der Landwirtschaft.“
 
Correctness dient des Menschen Zier,
genau gesagt: für Mensch und Tier.
So will man in der Zukunft schaffen
 ‘nen eignen Grundrechtsschutz für Affen. 
Dann kann ein Aff  mit leerem Magen
auf Nachschub an Bananen klagen
sowie an Kokosnüssen roh,
egal die Kosten für den Zoo.
 
Geht ‘s um der Fauna Wohlergehn,
dann hat der Mensch hintan zu stehn.
Ein Bahntunnel dient als Zuhaus
der selt‘nen Waldohr-Fledermaus,
und weil es die Correctness will,
legt man die Bahn ganz einfach still.
der Mensch fährt außen dran vorbei –
mit Auto und mit Co2.
 
Correctness heißt in allen Fällen,
daß man beseitigt Trepp‘ und Schwellen.
Mit Fahrstuhl und bequemen Rampen
und lauter hellen Öko-Lampen
entsteht die richtige Kulisse
zwecks Meidung aller Hindernisse,
und alsbald fährt der Papst aus Rom
per Aufzug auf den Kölner Dom.
 
Ein Waldweg hat genormte Breite
und maximale Lichtraumweite,
entsprechend fängt man an zu plätten
selbst allerhöchste Bergesketten:
Die Anapurna und K 2
erklimmt man bald barrierefrei,
und was den Everest betrifft,
entsteht dort grad ein Sessellift.
Man schafft dort, das wird immer klarer,
ein Paradies für Rollstuhlfahrer.
Aus Deutschland kommt das ganze Geld
für Hightech auf dem Dach der Welt.
 
Das Kruzifix ist insgesamt
aus allen Ämtern hübsch verdammt,
auf daß der Gutmensch sich nicht schäme
und keiner daran Anstoß nehme.
Die ganzen alten Kirchenfeste
benennt man um, das ist das beste.
Beim Wein-Achts-Fest wird unentwegt
der Wein mit einer Acht belegt.
Man muß den Wein, noch nicht mal schlechten,
doch nicht mit Baum und Feier ächten!
Ein Winter-Tannenfest mit Lichtern
und lauter fröhlichen Gesichtern,
garniert mit viel Geschenkerummel
und opulentem Einkaufsbummel,
ein Fest der exzellenten Küche
und vieler abgedrosch‘ner Sprüche,
an welchem, wie man sich auch windet,
kein Mensch mehr was zu meckern findet,
dem zollt die ganze Welt Respekt,
das ist „political correct.“
 
Dann gibt ‘s statt Ostern, keine Frage,
die Frühlingshasen-Eiertage,
und Pfingsten wird laut Volksbefragung
ab jetzt zur Sommer-Auftakttagung.
Nur einen Festtag hält man fest,
der sich korrekt gestalten läßt:
Ob Hindu, Moslem oder Christ –
Der Vatertag bleibt, was er ist.
 
Nun weiß ein jeder zweifelsfrei,
wie nötig die Correctness sei.
Doch gehn wir auf der Zeitenleiter
mal abwärts – fünfzig Jahre weiter.
Im einst so stolzen deutschen Haus
ist längst der ganze Ofen aus.
 
Ein letzter Rufer jauchzt verzückt:
„Wir sind political verrückt!
 
 

 
 

Jetzt gibt es Prügel, ich weiß, und es wird blaue Bohnen
und miserable Bewertungen hageln. Aber ich kann nicht
anders, das mußte ich loswerden.

Aus kugelsicherer Weste grüßt

Katerstrophius
Hans-Georg von Rantzau, Anmerkung zum Gedicht

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hans-Georg von Rantzau).
Der Beitrag wurde von Hans-Georg von Rantzau auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.10.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Hans-Georg von Rantzau als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Die lila Prinzessin - Märchen ab 6 Jahre von Michael Waldow



"Die lila Prinzessin" ist ein Märchen über eine verwöhnte Prinzessin, die sich einbildet, zu ihrem Geburtstag alle Geschenke der Welt bekommen zu dürfen. Sie lebt im Kunterbuntland und stürzt durch ihren Eigensinn das ganze Land in einen lila Albtraum. Doch nur sie kann das Land retten, denn hinter dem Fluch steckt ein Familiengeheimnis.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (7)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Tabuthemen" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Hans-Georg von Rantzau

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Öfter mal was Neues von Hans-Georg von Rantzau (Limericks)
Ich dement (iere) von Heideli . (Tabuthemen)
Symbiose von Paul Rudolf Uhl (Tiere / Tiergedichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen