Patrick Rabe

Trilogie für die Liebe

  1. : Heilands(an-)klage
Dass nicht einmal du mich liebst,
so wie ich bin, hat beinah mich zerbrochen,
die Nägel haben mich zerstochen,
wie dich, du, der du hoffentlich vergibst.
 
Dass ich nicht in Ordnung bin,
seh ich dir an, so wie du wieder wetterst,
das Kreuz, mit dem du mich zerschmetterst,
war mir einst Heimat, war mir einst Lebenssinn.
 
Dass ich mich verbiegen muss,
mich soll der heißen Leidenschaft enthalten,
das hindert mich daran, mich zu entfalten,
das hemmt die Lust, das hemmt den Lebensfluss.
 
Warst du denn niemals auch ein Kind,
das einfach war, wie es geboren,
gefunden nicht und nicht verloren,
natürlich, so wie Kinder sind?
 
Man hat mir oft von dir erzählt.
Man sprach vom Heil in sieben Stufen,
beim Namen hast du mich gerufen,
ich aber habe mich gewählt.
 
Ich wünschte, du wärst so wie ich:
Ein Mensch, der Menschliches versteh’n kann,
der wie ein Kind das Leben seh’n kann,
dein Freund wär‘ ich dann sicherlich.
 
Ich möchte wieder mich dir nähern,
hoher König du am Kreuz,
Casus meines Widerstreits,
dich in meine wunden Arme schließen,
dich mit Liebe übergießen,
bis du ein lachend, zartes Kind,
das in der Krippe Glück empfindet,
Gott wieder Menschlichem verbindet,
dort zwischen Esel, Lamm und Rind.
 
*
 
 
 
 
 
 
 
 
  1. Heilands Antwort
 
Ich rufe dich durchs tiefste Meer,
ich rufe dich zu mir hierher,
glaube mir, ich lieb dich sehr,
nur zu mir dich noch bekehr.
 
Niemals, mein Freund, ließ ich dich fallen,
trug dich in allen Krisen, allen,
heb deinen Kopf, erkenn das Licht,
das sich durch dunkle Gläser bricht.
 
Das Kreuz, das du bis heute trägst,
sind die Zeilen, mit denen du bewegst.
Nichts ist verlor’n, was fruchtbar wird,
selbst, wenn dein Sinn sich mal verirrt.
 
Was ich verlange, ist dein eig’nes Wollen,
du sollst nur lieben, leben und dich freu’n,
im Frühling minnen, im Herbst durch Blätter tollen,
dann werd ich deine Fehler dir verzeih’n.
 
Was dir begegnet, sind deine Gedanken,
ist nur der Glaube daran, was du machen musst.
Was du tun darfst, hat keine, keine Schranken,
nur liebe, und tue es aus Lust.
 
*
 
 
 
 
 
3.: Herbstmorgen im Straßencafe
 
Die Wecken schmecken gut, der Kaffee duftet,
ein Sonnenherbsttag startet im Cafe.
Du weißt es, du hast lang genug geschuftet,
zu lang tat dir dein eig’nes Leben weh.
 
Jetzt siehst du wieder, alles ist vollkommen,
die Liebe war nie fort, du warst nie tot,
die Liebe liebt die Ketzer und die Frommen,
vom Morgengrau’n bis hin zum Abendrot.
 
© by Patrick Rabe
 
6.11. 2014, Hamburg.

Diese Gedichtetrilogie resümiert mein eigenes Ringen um einen Glauben, mit dem ich leben kann und wurde inspiriert durch den Leonard-Cohen-Song "Lover Lover Lover". Wer kann, höre sich unbedingt auch die hervorragende deutsche Übertragung von Misha G. Schoeneberg an.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.11.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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