Henrik Lehnhardt
Für einen Freund
In unsrer Küche ist alles gedeckt:
Der Teller mit dem Brot und daneben das Besteck.
Marmelade, frisch und kühl aus dem Schrank.
Pink Ladys neben dem Zupfkranz.
Ich werd' die Eier kochen,
nur noch schnell den Müll
rausbringen ins kalte Kühl.
Heut is' es finster, nass und grau.
Die Vögel fliegen nicht mehr,
Würmer sind gestorben.
Lang ist es jetzt schon her,
da hast du am Morgen leise in mein Ohr geflüstert: "Ich hab Krebs..." Doch, ich war doch gerade so froh und glücklich,
und sagte zu dir: "Ich bitt' dich!
So lange hab' ich gesucht, um dich zu finden,
hab gebraucht, um mich zu binden,
und um mir sicher zu sein, du bist mein,
und jetzt?"
Jetzt is' es kühl, nass und grau.
Die Vögel fliegen nicht mehr, Würmer sind gestorben.
Ich weiß noch genau,
da hast du am Morgen leise in mein Ohr geflüstert: "Ich hab Krebs..."
Und weiter hast du dann gesagt:
"Wirst du mich noch lieben?
Ich mein, ich werd' sterben,
bin unheilbar krank.
Doch ich hab doch, wie du, lange gesucht, um dich zu finden,
und ich hab, wie du, lange gebraucht, mich zu binden,
und um mir sicher zu sein, du bist mein!
Und jetzt?
Wirst du bleiben?
Oder willst du gehn?..
Und lässt mich dann alleine steh'n..."
"Ich werd bleiben", sagte ich zu dir,
"Doch wirst du bleiben bei mir?"
Du weintest und drehtest dich weg.
Jetzt is' es finster, nass und grau.
Die Vögel fliegen nicht mehr,
Würmer sind gestorben.
Ich weiß noch genau,
da hast du am Morgen leise in mein Ohr geflüstert.
"Ich liebe dich!", sagtest du,
"Ich liebe dich sehr!"
Ein Wir gibt's nicht mehr,
denn du bist weg
und ich noch hier.
Der Tisch gedeckt,
ach, wärst du bei mir...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.11.2014.
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