30.11.2014
Kategorie "Kinder & Kindheit" (Gedichte)
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Zeche Schacht Grube Sohle Thon

Andreas Thon

Einer zahlt die Zeche

Die Tage fallen wie Blätter
wie schlagende Wetter
die letzte Sohle talwärts

Ein Glückauf
ging unter in den Tagen
der Schacht wuchs mir im Bauch
und im Kopf
zerschlug ein Steiger
das letzte Porzellan
meiner Mutter

Die Nähte der Grube
spreizten sich
wie Flügel
ehe sie mich einfuhren

und ich den Schacht bestieg

Die Tage fallen wie Blätter
wie matte Wetter
die letzte Sohle talwärts

© Andreas Thon

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.11.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Leserkommentare (6)

Hallo Andi,
in deinem Gedicht wird deutlich, dass
man, je unglücklicher die Kindheit
verläuft, desto mehr in sich selber
gräbt. Das kulminiert besonders in der
Strophe *Die Nähte der Grube*: das
Innenleben wird zwar zu Flügeln, aber
diese schlagen nicht nach außen, sondern
können wiederum nur hinein fahren. Das
ist übrigens eine kühne Doppelmetapher.
Gern gelesen von Andreas

Andreas Vierk30.11.2014

ein wunderbar gefühlvoll bedrückendes Werk, lieber Andreas, das zeigt, wieviel Traurigkeit eine Kindheit hinterlassen kann. Gute Bilder, das Bergwerk, wo man tief am Grund ( der Seele) ausbeutet und Schaden anrichtet. mit 5 Sternchen. LG von Monika

Monika Schnitzler30.11.2014

Lieber Andi,
...die Zeche zahlt meist der, der, weil noch Kind, sich nicht wehren kann. Er bleibt gefangen im Schacht der damaligen Ereignisse und Ohnmachtsgefühle, aus dem er aus eigenen Kraft wohl nicht zum Licht sich bewegen kann. Hilft Hilfe?

Sehr nachdenkliche Grüße sendet dir Irene

I Bebe30.11.2014

...Andi, ein beeindruckendes Gedicht - Es lebe hoch der Bergmannsstand.
LG von Bertl.

freude30.11.2014

Lieber Andreas,

wenn schon in Kindheit vorgesehen,
was in der Jugend wird zur Pflicht,
dann kann's dem Großen so ergehen,
dass er am Leben "schlicht" zerbricht...

so kommen deine Gedanken grad bei mir an..

Liebe Grüße
Faro

hansl01.12.2014

Ich hatte einen sehr guten Freund Andi, dieser war unter Zwang nach dem Krieg im Saarbergbau, da hatte Frankreich die Finger im Spiel. So sage ich diesen Menschen meine Hochachtung und vieles in diesem Bereich ist auch im inneren Körper vorhanden!!! Grüße auch beide der Franz

FranzB02.12.2014

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