Stadtbummel

Komm mit, wir geh´n  jetzt in die Stadt
und schaun, was sie zu bieten hat.
Dort siehst du schöne Frauen,Kinder,
siehst Alte, Bettler auch nicht minder,
siehst zwar auch, was dich wohl nicht freut:
Viel ärmer ist das Stadtbild heut.

Wo früher stand dein Stammlokal
schreit heut ein Einkaufsfenster „SALE“!
Ein Teil Bekanntheit ging dir flöten,
so schafft man fort, was war, zu töten.
Und was du kanntest als „Zuhaus“
dort greift nun Platz der „Nippesgraus“...

Eins nach dem andern, weil privat,
dich in die Stadt gelockt einst hat,
wurd´ Opfer billigsten Kommerzes,
und zerrt in mir am Nerv des Schmerzes:
Ob Köln, ob Bonn, wo sonst man geht
vermisst du dort Identität.

Zunehmend wird beim Bummeln klar,
dass meine Stadt mal „echter“ war.
Kommerz vernichtet, worum´s geht.
Da umzusteuern? Längst zu spät!
„Komm mit, wir bummeln in der Stadt..“
„Nee, nee, egal wo, ich bin´s satt!“

© Heino Suess 03/15