Waltraud Dechantsreiter

Bin ich schön, sag es mir ehrlich

Bin ich schön, sag es mir ehrlich:

Meine Nase zu lang,
stößt am Kinn meist an.
Meine Ohren so groß,
man könnte dazu, schon Löffel sagen.
Ach, sagt es nur, ihr müsst nicht fragen.

Meine Augen so klein,
könnten von einem Mäuschen sein.
Meine Stimme rau, wie ein Reibeisen,
hab noch zwei Zähne, kann nichts beißen.

Mein Mund breit wie ein Scheunentor,
bin überintelligent, doch hab' ich keinen Mentor.
Meine Beine so krumm,
deshalb sitze ich, steh' selten herum.

Mein Hand, so groß wie eine Baggerschaufel,
könnte mir die Haare raufen.
Welche Haare, ich hab' gar keine!
Ansonsten bin ich schön
und das Beste, ich brauch keinen Fön.

Nur gut, dass ich kein "Schwänzchen" hab,
er wär' bestimmt ein "Winzling"
für mich, ein Unding.
Und diese Schande brächte mich, ins feuchte Grab.

Bin ich schön, sag es mir ehrlich,
bin ich für dich, als Frau begehrlich?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.04.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Humorvoll schreibt der Autor über eine Kindheit im Jahr 1949 in einem kleinen Dorf in der damaligen "Ostzone".
Armut ist allgegenwärtig und der Hunger ein ständiger Begleiter. Für den 11 jährigen Walter, mit der Mutter aus Schlesien vertrieben, ist es eine Zeit des Wandels, der Entdeckungen. Einfallsreichtum und Erfindungsgabe gehören zum Alltag.

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