August Sonnenfisch
Festgehalten!
Festgehalten!
*
Danach trachten, einen
Sonnenuntergang festzuhalten
in einem smarten Smartphone:
Ein kosmisches Ereignis
in einem Kästchen!
Danach trachten, einen
argentinischen Tango festzuhalten
in einem Video: Terpsichore,
die Muse des Tanzes
auf einem digitalisierten Band!
Danach trachten, einen
Kuss festzuhalten
in deiner Erinnerung: den Gott Eros,
in einem Archiv
des Gedenkens!
*
Die Sonne sorgt sich nicht um
unsere den Augenblick fliehende Geschäftigkeit:
In majestätischer Manier
entschwindet sie, wenn sie entschwindet.
Ein Tangotanz kümmert sich nicht
um unsere großkotzigen Linsen: Er verklingt,
wenn er verklingt - deine Tänzerin lächelt
dir dankbar zu und geht ihres Weges.
Euer Kuss: diese elysische Berührung
eurer Lippen und eurer Herzen jenseits
der Zeit: Er schwingt aus,
wenn er ausschwingt.
*
Ein Sonnenuntergang,
ein Tango, ein Kuss:
Sie münden in den Ozean des Seins, wenn sie
darin münden -
gleich dem letzten Ton
einer Violinsonatine.
Als Moment dieses Stirb-und-werde!
des lebendigen Lebens.
*
Die Sehnsucht des greisen Faust
im Vorhof seines Palastes:
"O Augenblick, verweile doch:
du bist so schön!" -
diese süchtige Sehnsuche nach Sicherheit
beraubt ihn
seines irdischen Lebens!
Kinder und Narren jedoch
erfahren in ihrer Hingabe
an den
Augenblick
die pulsierende Lebendigkeit
dieses Daseins!
Unser Leben ist ein Leben im J e t z t -
oder ein Tod vor dem Tod.
(c) August Sonnenfisch, 26. April 2015 ff
"Stirb und werde!" -
siehe Goethes Poem "Selige Sehnsucht"
Faust-Zitat: Goethes Faust 2, Großer Vorhof des Palastes,
Verse 11.581-11.586 ... Bezug:
Faust 1, Studierzimmer, Verse 1.699-1.706
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.05.2015.
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