Helke Meierhofer-Fokken

Verlorenes Land

In ruhelosen Nächten,
wenn der Schlaf mich flieht,
schick ich, - eh’ Morpheus siegt, -
nach langen Gefechten -
meine Gedanken
auf eine weite Reise zurück,
lasse sie ohne Schranken
und lästige Ranken
leben und weben
ein elegisches Stück.
Es tönt wie ein ferner Klang:
’Forever Young! Forever Young!’
Ach, jenes frühe Glück
ging längst verloren,
ist in vielen Wintern erfroren,
und kehrt nie mehr zurück.

Leer sind nun die Felder,
abgeholzt die Wälder,
wo wir einst Hütten bauten
mit Betten aus Laub und Moos.
Wo wir Reifen schlugen durch das Tal
viele Tausende Mal.
’Hickelkästchen’ hüpften,
Intrigen knüpften,
Räuber und Gendarm spielten,
mit Pfeilen zielten,
uns stritten und versöhnten;
an Liebeskummer gewöhnten,
uns am ‚japanischen Abschiedslied‘ betörten,
die Musik von Elvis hörten,
die Eltern mit Rock’n Roll verstörten,
viele Tausende Mal.
 
Dort an jenem Wiesenrain
sassen im Abendsonnenschein
wir Schwestern so manches Jahr.
Die Töne unserer Flöte
klangen durch die Abendröte,
wir trugen Blumen im Haar.
Sind nächtens aus dem Fenster entwichen,
heimlich zum Schwimmbad geschlichen,
dort nackt und bloss
ins Wasser getaucht,
nur vom Mondlicht überhaucht.
Oh, wir fühlten uns grandios.

Wo sind die Rosenstöcke,
die mein Vater einst pflanzte,
und die meine Mutter so geliebt?
Unerbittliche Nornen,
zerschlissen die kurzen Röcke,
in denen ich damals tanzte.
Der Garten ist verwildert, es gibt
nur noch Disteln und Dornen.

Verschwunden sind die Hecken,
wo wir einst spielten Verstecken,
die Erwachsenen belauschten,
verstohl’ne Küsse tauschten.
Hecken und Wälder sind längst kahl.
Mutters Rosen liegen darnieder
verstummt ihre frohen Lieder,
das Licht stumpf und fahl.
Jetzt und Tausende Mal.
 
Helke Meierhofer-Fokken
 

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