August Sonnenfisch

Pfingsten unter einer fruchtbildenden Kastanie

 



An Pfingsten (Pentekoste),
dem fünfzigsten Tag
nach Ostern,
 unter einer fruchtbildenden Kastanie



Sieh die Palme dort:
wie ihre Blattfächer im Wind vibrieren:
sie will nichts,
sie weiß nichts,
sie besitzt nichts.
Sei diese Palme,
dann bist du im Augenblick.
Dann bist du im Ewigen.

*
Und der Augenblick ist
im Augenblick allein.

Dieser Augenblick, der so unsichtbar
für unsere Augen,
als wäre er
von einer tarnenden Kappe
zum Verschwinden gebracht.

Dieser Augenblick, der so ungreifbar
für unseren Verstand und
unsere Vernunft,
als wäre er verhext!
Ungreifbar für
diese Meister für Vergangenes
und Zukünftiges,
diese Meister des Archivierens
und des Planens,
diese Meister des Reklamierens
und Bedenkens.

Der Augenblick ist erfahrbar
allein durch
Geistesgegenwärtigkeit.
Erfahrbar allein,
wenn du dahinfahren lässt,
was in der Horizontalen der Zeit
von Bedeutung:
dein Wollen und Wissen, dein
Besitzen und Begehren,
dein Räsonieren und Regulieren.

Der Augenblick ist

mitnichten aus
dem Stoff der fließenden Zeit.

Er ist in der Vertikalen:
ist der Augenblick doch aus dem Ewigen.
Denn im Augenblick
waltet die Stille.
Im Augenblick
sind wir Sterblichen ewig.

Und allein in der Geistgegenwärtigkeit
des Augenblicks bist du
ein Jünger
pfingstlichen Seins:
ein Jünger des Himmelreichs -
welches ebenso in dir,
wie es dir eine Hülle.

Und du bist nichts als dieses
Himmelreich in dir.
Alles andere, was man dir zugesprochen:
dein Ego, deine Titel,
deine Häuser,
deine Werke,
deine Reputation ...
sie sind nur Schall und Rauch.

*
Sieh die Palme dort:
wie ihre Blattfächer im Wind vibrieren:
sie will nichts,
sie weiß nichts,
sie besitzt nichts.
Sei diese Palme,
dann bist du im Augenblick!
Dann bist du im Ewigen!





(c)  August Sonnenfisch, Pfingsten 2015:
am 24. Mai dieses Jahres ff


 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.05.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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