August Sonnenfisch

Der Talisman um den Hals

 


Der Talisman um den Hals

Nach dem Vatermörder
noch immer
die Krawatte
für den männlichen Menschen!

Die Krawatte, der Schlips,
der Binder.
Von Spöttern als ein
"Kulturstrick"

verhöhnt .

*
Eine Krawatte: sie schmückt dir
das Hemd über
der männlichen Brust.
Eine Krawatte als ein Talisman
männlicher Macht
in ihren Rollen,
Masken
und Maskeraden.


Doch Krawatten schnüren
dir das Blut,
Krawatten schnüren
dir den Hals -

diesen unerlässlichen
Durchlass
zwischen Haupt und Herz:

erkaltet dir doch
die Vernunft -
ohne die Impulse
authentischen
Fühlens aus
deines Herzens Grund!


*
Wer von Rang und Namen
jedoch die Krawatte ver-
weigert, dem bleiben
nur Halstuch
oder die Fliege.


Denn diese Zivilisation
reglementiert
ihre Bürgerinnen
und Bürger - bis hin
zu ungeschriebenen Gesetzen
für die Garderobe.


*
Doch am "schmotzigen Dunschtich",
jenem Donnerstag vor
Aschermittwoch,
da schneiden die Weiber
den Mannsbildern
alljährlich die Schlipse ab.

An diesem Tag
führt das weibliche Geschlecht
das Regiment
in der Polis.


Zum Trost für die Malträtierten
gibt's einen Kuss
auf die Wange.




(c)  Augst Sonnenfisch, 28. Mai 2015 ff



 

Ein TALISMAN:
(aus Spätgriechisch télesma "geweihter Gegenstand",
von τελέω teleĩn "vollenden, erfüllen; weihen" ... )
ist ein kleiner Gegenstand,
oft ein Bild oder Text auf Metall, Stein oder Papier,
der allgemein Glück bringen soll.
Damit unterscheidet er sich vom AMULETT,
das darüber hinaus auch zur Abwehr
von Gefahren eingesetzt wird
und vor Krankheiten oder vor schädlichen
magischen Kräften schützen soll.
Der TALISMAN wird an der Kleidung getragen
oder an Häusern und in Wohnungen angebracht.
(Wikipedia)
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Der VATERMÖRDER:
ein steifer und hoher, vorne offener Stehkragen
des Herrenoberhemdes. Die lose,
nach oben abstehenden spitzen Enden des "Vatermörders"
reichen bis über das Kinn.
Die Kragenform des "Vatermörders" entwickelte sich
im 19. Jahrhundert, und sie fand
ihre größte Verbreitung zur Zeit des Biedermeier
und Vormärz (ca. 1815 bis 1848).
Er erreichte die größte Kragenhöhe
in den 20-er und 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts.
Den heute üblichen umgeschlagenen Hemdkragen (Kentkragen)
gab es seinerzeit bereits,
aber seine Verwendung
war nur im informellen Rahmen üblich.
---------------------------------------------------
Der "SCHMOTZIGE DUNSCHTICH":
Das ist der Donnerstag vor Aschermittwoch.
Mit ihm beginnt in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht
die eigentliche Fastnachtszeit.
----------------------------------------------------

Die KRAWATTE (Ethymologie):
(1) Kluge, Ethymologisches Wörterbuch
der deutschen Sprache,
Berlin, New York 1975:
Der Volksname der Kroaten lautet auf Französisch:
CRAVATE (= Kroate).
Altslawisch: Churvatinu.
Dazu la cravate (Italienisch croatta, cravatta):
"Halsbinde auf kroatische Art".

(2) dtv - Etymologisches Wörterbuch
des Deutschen, 2003:
Aus dem Serbokroatischen entlehnt ist Französisch
CROATE, älter: CRAVATE (= Kroate),
daraus stammt die französische
Bezeichnung "cravate"
für die Angehörigen der kroatischen Reiterverbände,
die im 17. Jahrhundert für
die französische Armee angeworben wurden
und die der französischen Kavallerie
als Vorbild dienten.
Diese kroatischen Soldaten trugen Halsbinden,
auf welche dann ihr Volksname übertragen wurde.
Französische Offiziere übernehmen diese Mode.
Im 18. Jahrhundert werden Halsbinden dann
Bestandteil der Herrenkleidung.







August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht

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