Patrick Rabe

Die Zeiten werden sich ändern

Kommt, sammelt euch, Leute, wo immer ihr lebt,
das Wasser, das steigt, euren Stiefeln zustrebt,
bald werdet ihr nass sein, wenn ihr nicht achtgebt.
Wenn euch eure Zeit etwas wert ist,
fangt ihr jetzt an zu schwimmen, oder sinkt wie ein Stein,
denn die Zeiten werden sich ändern.
 
Kommt, Schriftsteller, Kritiker, prophezeit mit dem Stift,
und hofft, dass das Urteil euch selber nicht trifft,
denn Lebendiges fesselt ihr nicht mit dem Gift.
Es ist frei, und es hat keinen Namen.
Der Verlierer wird einstmals Gewinner sein,
denn die Zeiten werden sich ändern.
 
Wacht auf, ihr Politiker, es geht nicht um Macht,
ihr seid Diener des Volkes, so war es gedacht,
wer unter euch leidet, am Morgen schon lacht,
eine Schlacht steht schon vor euren Türen,
lässt eure Wände erzittern, und die Fenster zerbricht's,
denn die Zeiten werden sich ändern.
 
Ihr Mütter und Väter im ganzen Land,
kritisiert nicht, was geht über euren Verstand,
eure Söhne und Töchter sind euch weggerannt,
eure Straße ist alt und verrottet.
Drum fort von der Neuen, oder reicht uns die Hand,
denn die Zeiten werden sich ändern.
 
Es gibt kein Zurück mehr, die Zeit, sie verrinnt,
es werden einst schnell sein, die langsam heut sind,
wer die Gegenwart lebt und ergreift, der gewinnt.
Das Alte wird immer mehr schwinden.
Und viele der letzten werden erste einst sein,
denn die Zeiten werden sich ändern.

 
Originaltext von Bob Dylan ("The times they are a-changin'" vom gleichnamigen Album)
 
© 1963  by Warner Bros. Inc.
 
Deutsche Nachdichtung © Di, 2. Juni 2015 by Patrick Rabe
 
Als dieses Lied 1963 herauskam, traf es voll den Nerv der rebellisch werdenden Jugend, und im Nachhinein liest es sich wie eine self-fulfilling-prophecy der 60er Jahre. Die Umwälzungen, die Dylan kommen sah, waren wirklich gekommen. Löst man das Lied aus seinem geschichtlichen Kontext, wirkt heute manches wie ein Allgemeinplatz. Ja, die Zeiten ändern sich schließlich immer, und Jung begehrt immer gegen Alt auf. Trotzdem spürt man in einigen Zeilen noch das besondere, den Funken der einmaligen Aufbruchstimmung. Man darf nicht vergessen, dass Dylan - und nicht nur er - mit Veränderungen biblischen Ausmaßes rechnete. Wenn er von den ersten und letzten schreibt oder generell von der kommenden Zeit, dann hat er dabei immer das New Age, bzw. das Reich Gottes im Auge. Übrigens: Die Zeile "And the first one now will later be last." habe ich umgedreht, weil mir das freundlicher erschien. Dies ist meine zweite Dylan-Nachdichtung, die ich hier mit eurem Wohlwollen (hoffentlich!) veröffentliche. Es folgt noch mindestens eine Weitere. Ein Freund sagte mit neulich, ich solle doch GEFÄLLIGST den ganzen Dylan übersetzen, das bräuchte die Welt. Naja, da hätte ich einiges zu tun. Der Mann hat gut und gerne über 1000 Songs geschrieben!
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.06.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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