Von "großen" Führern und selbsternannten "Heiligen"

Er besteht aus dem Profile das man unzulänglich nennt
aus gewöhnlich-grauer Herkunft, wo der Fuchs den Hasen kennt
leidet unter Defiziten, krankhaft-eitlem Unbedeut
überhöht sich standeswidrig über alle großen Leut'
hängt am Rock der starken Weiber und an deren Lippen Red'
weil er ohne deren Segen ganz verzagt im Regen steht
Mangels seiner Lebenskräfte säugt an deren Busen er
sich in kindlich-treuer Haltung, da's im Innern kalt und leer

Und er lauscht dem Suggestiven, daß er was Besond'res sei
fühlt sich stark auf deren Kosten, bis er selbstbewußt und frei
tritt mit fremderworb'nen Kräften 'auserwählt' durch diese Welt
überzieht sie mit den Lügen, die er selbst für göttlich hält
Aus den wahren Heilsgesetzen stiehlt er dreist, was ihm gepaßt
quält sie hin, daß er am Ende sie als sein Gesetz verfaßt
nimmt, was er als nützlich achtet, streicht, was wider seine Sicht
setzt sich an die Stelle Gottes als der Menschen Strafgericht

Was sich ihm nicht unterwerfe, löscht er ohne Gnade aus
treibt Vernunft und Menschenliebe aus des Menschen Kopf hinaus
Aus dem eig'nen Manifeste wird alsbald schon Religion
aus den faulen Fundamenten ein per Furcht regierter Thron
Manches währt nur ein paar Jahre, manches tausend und noch mehr
Eine Unzahl braver Seelen gibt dafür ihr Leben her
fühlt zum Töten sich verpflichtet, watet nabeltief im Blut
weil's nach Inhalt dieser Lehre gott-gewollt und heilig-gut

Die Moral von der Geschichte, das ist die Moral an sich
Wer's versteht, sie zu verdreh'n, ist ganz moralisch tugendlich
Und am Ende siegt die Wahrheit und die Lüge stirbt den Tod
Doch bevor dies offenbar wird, geht der Mensch durch schwerste Not!

© Thomas S. Lutter