Patrick Rabe
Karfreitagnacht
Geh nicht nach draußen, mein armes Kind,
die Zeit wird zum Fliehen nicht reichen,
bleibe, wo deine Eltern sind,
dies ist die Nacht der reitenden Leichen.
Captain Brentano führt an die Schar,
auf seinem Rock prangt ein Orden,
er ritt mit Lenin zum russischen Zar,
und half seine Kinder ermorden.
Nicolaus Colmar an seiner Seit',
ein dunkler, zergrübelter Richter,
der löscht schon seit fast undenklicher Zeit
den verurteilten Seelen die Lichter.
Auch Juan reitet mit ihnen heute Nacht,
der verstand es wirklich, zu lieben,
doch seine Frauen hat immer er umgebracht,
man weiß nicht, warn's drei oder sieben?
Als Schlusslicht ganz hinten der dürre Jack,
er bläst die Harmonica schaurig,
im Leben ein furchtbarer Kinderschreck,
im Tod Komponist und oft traurig.
Kein Liebstes, kein Freund diese Männer erlöst,
sie haben sich längst abgefunden,
und haben Jahrhunderte knöchern verdöst,
stets Karfreitag Nacht nur entbunden.
Dann reiten sie heulend von Gehöft zu Gehöft
und suchen verlorene Seelen,
und wer dann im Frei'n ist und nicht friedlich schläft,
den werden sie nimmer verfehlen.
Christus hängt tot an 'nem Galgenbaum,
er ist noch nicht wieder erstanden,
sein Licht ist den Reitern ein Hoffnungstraum,
sie, die ihn im Leben nicht fanden.
Drum Kind, bleibe drinnen und bete für sie,
vielleicht wirst du Gott ja erweichen,
denn verloren ist niemand, zu spät ist es nie,
nicht einmal für reitende Leichen.
© by Patrick Rabe
Mo, 17. August 2015, 23:35 Uhr, Hamburg.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.08.2015.
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