Patrick Rabe

Kephas (der mystische Weg)

Ich hab jetzt Teil an einem andern Leben,
wie gold'ner Nektar träufelt's in mein Herz.
Ich lernte lieben, lernte zu vergeben,
lernte zu heilen deinen, meinen Schmerz.

Zuallererst jedoch hat Gott geliebet
mein Sein und was mich innerlich bewegt,
er hat die Dunkelheit in meinem Sinn besieget,
ich kann nur lieben, weil sein Geist mich trägt.

Ich suchte ihn in vielen Religionen,
und suchte ihn zu deuten nach der Schrift,
doch konnte ich in seinem Haus nicht wohnen,
und die Gebote schienen mir wie Gift.

Ich lernte ihn verleugnen, ihn verneinen,
weil in den Worten ich ihn nicht mehr fand,
ich glaubte mich mit mir im Reinen,
ich traute auf Vernunft, Geist und Verstand.

Doch dann, bei einer Freundin, im Gespräche,
-die stille Frau tat mir die Seele auf-
da war's, als ob das Eis zerbräche,
ich blickte wieder in den Himmel auf.

Ich spürte, bei ihr ist ein Segen,
braucht nicht Benennung, braucht kein Wort;
kann tief Herz und Gemüt bewegen
und nimmt all meine Sorgen fort.

Da wusste ich: Gott ist die Liebe,
sei sie erlebt von Baum, Mensch oder Tier,
sie ist in jedem Pflanzentriebe,
im Tun, im Nicht-Tun, stets und immer hier.

Ich kann nichts leisten, um sie zu erringen,
weil sie schon immer mir gehört,
ihr sanfter Wind will meinen Sturm bezwingen,
mit Ruh' besänftigt sie, was mich empört.

Es ist nicht nötig, dass ich Gott sie nenne,
und um sie baue eine Religion,
solang ich sie tief innerlich bekenne,
und selbst, wenn nicht, sitzt sie auf ihrem Thron.

Ich dankte meiner Freundin für den Abend
und radelte beglückt zu mir nach Haus,
was mich erfüllte damals so erlabend,
das trag ich in die Welt hinaus.

Die Liebe kann man nicht für sich behalten,
sie rostet ein, wenn sie zu lang verweilt,
sie will bewegen, will gestalten,
sie wird erst fruchtbar, wenn der Mensch sie teilt.

Das Mitgefühl zum Nachbarn und zum Fremden,
das zeigt Jung-Parzival den Gral,
das zieht ihn raus aus den vier Wänden,
die andern sind ihm jetzt nicht mehr egal.

Er wird kein bess'rer Mensch und auch perfekt nicht,
selbst wenn er jetzt aus freien Stücken gibt,
stets muss noch fallen, was zum Himmel reckt sich,
er ist nur Liebender, weil er geliebt.

Pertrus, der Felsen der Gemeinde,
ertrank oft fast in Wankelmut,
erlag nicht einmal nur dem Feinde;
darum verstand er andere so gut.

Der Mensch, der fehlerhaft und voller Brüche,
ist gnädig auch, wenn sich sein Nächster irrt,
er urteilt nicht und sendet keine Flüche,
er weiß, nichts ist, und alles wird.

Das Göttliche erfährt man in der Stille,
im Frieden sich das Größte zeigt,
so ist es jetzt mein Wunsch und Wille,
dass ihr's erlebt und mein Mund einmal schweigt.






© by Patrick Rabe

Montag, 31. August 2015, Hamburg.

Kephas (der Fels) ist der griechische Name für Petrus, den Jünger Jesu, dem dieser die Gründung der Gemeinde übertrug, obwohl (oder weil!?) er so schwach, wankelmütig und wetterwendisch war. Ich finde, darüber lohnt es sich nachzudenken...


Und hier noch ein echtes, mystisches Gedicht:




Gott ist....








.




Danke. Euer Patrick

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Patrick Rabe).
Der Beitrag wurde von Patrick Rabe auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Patrick Rabe als Lieblingsautor markieren

Buch von Patrick Rabe:

cover

Gottes Zelt: Glaubens- und Liebesgedichte von Patrick Rabe



Die Glaubens-und Liebesgedichte von Patrick Rabe sind mutig, innig, streitbar, vertrauens- und humorvoll, sie klammern auch Zweifel, Anfechtungen und Prüfungen nicht aus, stellen manchmal gewohnte Glaubensmuster auf den Kopf und eröffnen dem Leser den weiten Raum Gottes. Tief und kathartisch sind seine Gedichte von Tod und seelischer Wiederauferstehung, es finden sich Poeme der Suche, des Trostes, der Klage und der Freude. Abgerundet wird das Buch von einigen ungewöhnlichen theologischen Betrachtungen. Kein Happy-Clappy-Lobpreis, sondern ein Buch mit Ecken und Kanten, das einen Blick aufs Christentum eröffnet, der fern konservativer Traditionen liegt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (6)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Spirituelles" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Patrick Rabe

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Poetry zum ersten Mai von Patrick Rabe (Gesellschaftskritisches)
Kreuzesrosen von Gabriela Erber (Spirituelles)
Wintertraum von Paul Rudolf Uhl (Sehnsucht)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen